03.
Mai
2011
Vor einem Monat habe ich in meinem Blog geschrieben, dass ich noch ein 56k Modem besitze und es auch zum Faxen verwende. Prompt kam die Frage ob ich von Linux aus Faxe verschicke oder ob ich dazu dann auf Windows als Betriebssystem wechseln muss.
Die Antwort lautet: Unter Linux. Schließlich ist es recht einfach unter Linux das Modem so einzubinden, das der Faxversand auch aus Anwendungen heraus problemlos funktioniert.
Es gibt inzwischen schon die eine oder andere Anleitung, auch im Ubuntu-Wiki wird man fündig wie man ein analoges Modem entsprechend konfigurieren[1] kann. Da dort nur wenige Bilder zu finden sind, schreibe ich nun einfach mal eine Anleitung mit vielen, vielen Screenshots.
Installiert werden sollten drei Pakete: efax
, efax-gtk
und gv
. Die ersten beiden Pakete sind für den eigentlichen Faxversand, das letztgenannte Paket beinhaltet einen Betrachter für PostScript-Dateien.
sudo apt-get install efax efax-gtk gv
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Nach der Installation kann efax-gtk
einfach über den Eintrag im Startmenü aufgerufen werden. Zunächst erfolgt die Abfrage ob man mit den Lizenzvereinbarungen einverstanden ist.
Nach dem Bestätigung der Lizenzvereinbarungen hat man die Schnittstelle zum Fax in Form der grafischen Oberfläche vor sich. Es wird einem suggeriert, dass man schon loslegen kann, allerdings fehlen noch ein paar kleinee Handgriffe beziehungsweise Einstellungen.
Über Menü und Einstellungen erhält man den folgenden Dialog. Ich rate dazu die Einstellungen für den Kopf jetzt schon vorzunehmen, ansonsten sendet man (wie ich) als »Joe Bloggs« mit einer Telefonnummer, welche nur aus Nullen besteht einige Faxe ab.
Der nächste Reiter Modem muss in den meisten Fällen geöffnet und bearbeitet werden. Standardmäßig ist als Modem dort das Device ttyS1
eingetragen. Allerdings ist die serielle Schnittstelle der Port ttyS0
. Wer sein analoges Modem an die serielle Schnittstelle des Rechners angeschlossen hat, muss diesen Wert auf ttyS0
ändern, ansonsten wird das Modem nicht angesprochen beziehungsweise die Anfragen gehen auf den nicht belegten Port.
Der Wert für Modem Class
ist standardmäßig auf Auto
gesetzt. Sollte es beim Versuch ein Fax zu schicken zu keiner Verbindung kommen, sollten hier andere Werte ausprobiert werden. Mein Elsa Microlink 56k funktionierte auf Auto
nicht. Mit dem Wert auf Class 2
konnte ich problemlos mehrere Faxe senden.
Die übrigen Einstellungen können in der Regel wie standardmäßig gesetzt belassen werden.
Praktisch und elegant ist es, die Faxe direkt aus Anwendungen wie etwa OpenOffice verschicken zu können. Wie unter Windows bekannt kann hierfür ein Fax wie ein Drucker eingerichtet werden. Hierfür einfach die grafische Benutzeroberfläche öffnen mit welcher neue Drucker dem System hinzugefügt werden können.
Da das Fax am gleichen Rechner läuft wird als Host der Name localhost
eingegeben. Der Port 9900
wird über efax-gtk
eingestellt, der Port 9900
ist hierbei der Standardport.
Nachdem die übrigen Werte eingetragen werden, steht das Fax als Drucker in den Anwendungen bereit:
Netzwerkdrucker: AppSocket/HP JetDirect
Druckertyp: Generic -> Raw Queue
Natürlich erscheint das Fax nun auch in der Übersicht von den installierten beziehungsweise eingerichteten Druckern:
Damit der Ablauf für ein auf diese Art verschicktes Fax ebenfalls dokumentiert ist, habe ich aus OpenOffice ein Fax abgeschickt und den Ablauf in Form von Screenshots festgehalten.
Zunächst wird wie gewohnt der Dialog zum Drucken von Dateien aufgerufen und als Drucker das zuvor eingerichtete Fax ausgewählt.
Wird das Fax »abgeschickt« meldet sich efax-gtk
mit einem Eingabefenster. Nun dem Dialog folgen und die Rufnummer des Empfängers eingeben.
Als Statusmeldung erscheint die Information, dass über den Port ein Faxsendeauftrag eingegangen ist. Umgehend wird mit dem Senden des Fax begonnen, was man sowohl über die Geräusche (in meinem Fall unter dem Tisch) wie auch durch die Statusmeldungen erkennen kann.
Es werden einige Informationen angezeigt, unter anderem die Rufnummer des Empfängers (welche im Screenshot verpixelt wurde).
Wenn die Verbindung zwischen Sender und Empfänger zustande gekommen ist, werden die Kopfdaten übertragen. Wie oben schon erwähnt hatte ich meine Daten nicht eingetragen, daher hat das Fax ein gewisser »Joe Bloggs« verschickt...
Im Fenster sollte irgendwann einmal die Meldung »Erfolg« zu lesen sein wie es der nächste Screenshot zeigt. Sollte das Fax nicht erfolgreich verschickt worden sein, sind entsprechende Meldungen zu finden und das Fax liegt noch in der Warteschlange. Daher muss es nicht noch einmal aus der Anwendung verschickt, sondern die Warteschlange einfach noch einmal gestartet werden.
Nach dem erfolgreichen Versand des Fax wird es in der »Liste gesendeter Faxe« abgelegt. Standardmäßig wird gv
(GhostView) zum Betrachten von PostScript-Dateien verwendet. Daher ist es auch bei efax-gtk
als Betrachter voreingestellt. Wurde wie oben von mir beschrieben das Paket gv
installiert, kann das Fax nach dem Versenden angeschaut werden beziehungsweise man hat sein eigenes Archiv von gesendeten Dokumenten stets im Zugriff.
Faxe mit einem älteren, analogen Modem zu verschicken ist kein Problem – auch nicht unter Linux.
Es wäre natürlich auch möglich eingehende Faxe zu empfangen. Da ich für gewöhnlich nur Faxe versende und inzwischen Antworten von Firmen per E-Mail kommen, wird dies wohl auch weiterhin nicht unbedingt notwendig sein. Möglich wäre es natürich schon.
X_FISH
Per E-Mail habe ich den Hinweis auf zwei Blog-Einträge mit ähnlicher Thematik erhalten. Die Benutzer von SuSE-Linux und/oder KDE 3 können mit diesen beiden Beiträgen sicherlich auch eventuelle Probleme beheben:
www.bureau-creative.com – Analog-Fax-Modem unter Linux mit KDE 3
www.bureau-creative.com – Probleme mit Analog-Fax-Modem