09.
Juni
2011
Was erschien am 9. März 2000 und konnte kurze Zeit später bei diversen LANs als Preis für gewonnene Counter-Strike Maches abgegriffen werden? Richtig: SuSE Linux 6.4 samt schickem Karton und dicken Handbüchern.
Die späteren Gewinne habe ich seinerzeit noch rechzeitig über Online-Auktionshäuser gut verkaufen können, der Karton vom 6.4er SuSE blieb mir erhalten.
SuSE Linux hatte damals in so mancher Auflistung aktueller Distributionen die Anmerkung Beinamen »Linux for germans«. Nicht nur weil der fränkische Anbieter der Distribution mit Sitz in Nürnberg selbst offensichtlich deutsch ist, sondern weil seinerzeit SuSE die in Deutschland wohl am weitesten verbreitete Linux Distribution überhaupt war.
Die prall gefüllten Pappkartons mit der den Kundenkreis mehr oder weniger ansprechenden Gestaltung – mir haben sie übrigens gefallen – fanden dank guter Werbung und deutschsprachiger Unterstützung viele Nutzer.
Neu bei der Version 6.4 war das Zusatzhandbuch (»Quick Install Manual«), welches auf 64 Seiten und dank YaST 2 neuen Benutzern das Installieren und Konfigurieren erleichtern sollte.
SuSE 6.4 war sowohl als Version mit 6 CDs wie auch mit einer DVD im Handel erhältlich. Die Systemanforderungen waren zeitgemäß: ISA, EISA und PCI wurde unterstützt, Boards mit »Vesa Local Bus« wurden als »problematisch« eingestuft.
Bei den Prozessoren sollte ein 486DX genügen, ein damals aktueller Pentium III war natürlich die erste Wahl, wenn auch nicht zwingend notwendig. Mein damaliger Rechner mit K6 III 400 lief mit SuSE 6.2 und 6.4.
Schon damals wichtig und imposant: »Alles inklusive«. Neben SuSE Linux als Betriebssystem wurde natürlich auch die Möglichkeit der Verwendung als Desktop-OS hervorgehoben. Verglichen mit dem Damals aktuellen Windows 95 (XP erschien erst ein Jahr später) war die KDE-Oberfläche teilweise moderner aber eben auch ein wenig gewöhnungsbedürftig. In den Foren wurde noch darüber gestritten war denn nun die beste Oberfläche für Linux sei – und auch 11 Jahre später gibt es noch immer entsprechende Diskussionen. Manche Dinge ändern sich eben nie.
Bei SuSE schon immer beeindruckend: Das beigelegte Benutzerhandbuch. Auf 576 Seiten konnte man sich bestens über das Betriebsystem informieren und man bekam die Konfiguration ebenfalls relativ gut erklärt.
Immer daran denken: 2000 war man meistens noch per 56 k Modem oder ISDN online. Linux Foren gab es zwar einige wenige, allerdings auch mit einer überschaubaren Anzahl von Benutzern. Handbücher waren wichtig und extrem hilfreich.
Damals beeindruckend und ich kann mich noch immer gut daran erinnern: Die automatische Hardwareerkennung.
Der Tintenstrahldrucker, die Soundkarte, das Modem und die Netzwerkkarte wurden beinahe immer automatisch korrekt erkannt und waren über YaST 2 auch relativ einfach konfiguriert.
Verglichen mit Windows 95 welches man zunächst mit Treiberdisketten von Herstellern füttern musste war SuSE 6.4 deutlich anwenderfreundlicher. Nur wollte das damals kaum einer wissen.
Der Grund wieso ich den Karton vom 6.4er Linux noch habe ist, dass das Installationsmedium fehlt. Ich habe die DVD vor vielen, vielen Jahre mal verliehen und leider nie zurückbekommen. Daher befindet sich nur die von jeder SuSE-Version seinerzeit bekannte Papp-CD-Hülle der Version 6.2.
Sechs CDs in einer Papphülle ohne besonderen »Herausfallschutz«. Dies hatte sowohl im Karton wie auch wenn man unvorsichtig im Bücherregal hantierte den Nebeneffekt von auf den Boden fallender CDs.
SuSE wurde häufig darum gebeten sich doch irgendetwas einfallen zu lassen. Bevor ich schließlich endgültig zu Debian GNU/Linux gewechselt bin, war SuSE 7.2 Professional Mitte/Ende 2001 die letzte SuSE-Version auf meinen Rechnern. Auch dieses SuSE hatte ich seinerzeit auf einer LAN gewonnen.
Zurück zu den Installationsmedien. Selbst Windows XP kam auf nur einer CD daher, wieso gab es SuSE 6.4 bereits auf DVD beziehungsweise SuSE 6.2 auf ganzen sechs CDs? Ganz einfach: Bei Windows ist der Quellcode nicht mit dabei.
Abgesehen von den über 1'500 beworbenen Anwendungen befand sich stets auch der Quellcode eben dieser Anwendungen und sonstiger Bestandteile der Distribution lizenzkonform mit im Lieferumfang.
Daher hatte ein SuSE 6.4 im Jahr 2000 ganze sechs CDs, das 2002 von mir über Schlittermann[1] erworbene Debian GNU/Linux 3.0 (woody) hatte sieben CDs.
Ich bin inzwischen kein Nutzer mehr von SuSE beziehungsweise SUSE Linux beziehungsweise openSUSE. Nachdem ich mich in Debian GNU/Linux eingearbeitet hatte, wollte ich nichts anderes mehr haben. Nicht zuletzt dank der meinem Eindruck nach deutlich besser arbeitenden Paketverwaltung und einfacher Bedienung mit apt-get
anstatt YaST 2. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
In jedem Fall habe ich SuSE auch einiges zu verdanken. Schließlich war SuSE auch mein erster Kontakt mit Linux – wie der von vielen anderen Deutschen seinerzeit. SuSE war eben doch »Linux for germans«.
Wie oben schon geschrieben gehörte 2000 auch noch ein 486 DX zu den kompatiblen Prozessoren für SuSE 6.4. Rund drei Jahre zuvor gehörten solche Prozessoren auch noch zum Sortiment von Hardwareanbietern. Zwar nicht mehr ein 486 DX, aber die aus heutiger Sicht nur geringfügig schnelleren Pentium.
Was natürlich nicht fehlen darf: Ein Blick in die Anzeigen was damals eine aktuelle Linuxdistribution gekostet hat. Das Problem dabei: Ich konnte keine Anzeige mit einer Linux-Distribution finden.
Dafür befindet sich auf Seite 58 der PC Magazin vom August 1997 ein Artikel »Linux in your Business« mit kurzem Bericht über den damaligen Linux-Kongress in Würzburg. Aussagen wie »Für die Mail-Server – zustündig für die elektronische Post von über 1000 Benutzern – genügt sogar ein alter 386er PC!« waren schon damals beeindruckend. Allerdings hat 1997 Spam kaum eine Rolle gespielt und die Benutzer waren auch weit davon entfernt sich PowerPoint-Präsentationen mit mehr oder weniger sinnvollem Inhalt zu mailen.
CPUs | RAM | ||||||
AMD 5K86 | 133 MHz | 159,00 DM | SIMM 30-pin | 1 MB | 19,00 DM | ||
AMD 5k86 | 166 MHz | 209,00 DM | SIMM 30-pin | 4 MB | 54,00 DM | ||
AMD K6 | 166 MHz | 479,00 DM | PS/2 72-pin* | 4 MB | 39,00 DM | ||
AMD K6 | 200 MHz | 699,00 DM | PS/2 72-pin* | 8 MB | 64,00 DM | ||
Cyrix 166+ | 133 MHz | 169,00 DM | PS/2 72-pin* | 16 MB | 124,00 DM | ||
Cyrix 200+ | 150 MHz | 219,00 DM | PS/2 72-pin* | 32 MB | 239,00 DM | ||
Intel Pentium | 120 MHz | 199,00 DM | DIMM 168-pin | 16 MB | 159,00 DM | ||
Intel Pentium | 133 MHz | 269,00 DM | DIMM 168-pin | 32 MB | 289,00 DM | ||
Intel Pentium | 150 MHz | 319,00 DM | |||||
Intel Pentium | 166 MHz | 399,00 DM | *) Standard- und EDO-Module haben den gleichen Stückpreis | ||||
Intel Pentium | 200 MHz | 499,00 DM | |||||
Intel Pentium MMX | 200 MHz | 919,00 DM | |||||
Intel Pentium MMX | 233 MHz | 1149,00 DM | |||||
Intel Pentium Pro 256 kB | 180 MHz | 799,00 DM | |||||
Intel Pentium Pro 256 kB | 200 MHz | 979,00 DM | |||||
Intel Pentium II | 266 MHz | 1549,00 DM | Quelle: Anzeige von ALTERNATE (Linden) in PC Magazin DOS 08/97 |
Auf dem Titelblatt der für die heutigen Preisangaben zu Rate gezogenen PC Magazin steht es geschrieben: »Matrox Millennium II« als »Grafik der Oberklasse«. Diese hatte ich natürlich auch einmal.
Leider ist diese nicht mehr in meiner Hardwaresammlung parat.
Daher morgen mal ein Blick auf den »Enkel« der »Grafik der Oberklasse« von 1997: Eine Matrox G450 DH mit 16 MB RAM.
X_FISH