21.
Mai
2011
Eigentlich sollte niemand mehr diese Zeilen lesen können. Denn laut Harold Egbert Camping[1] existiert die Welt wie wir sie kennen seit dem heutigen Tage um 18 Uhr nicht mehr.
Eigentlich hätte weltweit jeweils um 18 Uhr Ortszeit die »Entrückung« mit Erdbeben beginnen sollen. Passiert ist nicht viel, somit wird der von ihm auf den 21. Oktober 2011 vorhergesagten Weltuntergang wohl auch nicht eintreten.
Daher für mich ganz klar: Lützel statt Weltuntergang. Aber was ist überhaupt Lützel und warum bietet es die Alternative zum Weltuntergang? Ganz einfach: Weil man in Lützel die ganze Welt befreien kann.
Mit über 300 Armeen mal kurz von Siam aus Australien befreien? Das klingt nicht nur nach Risiko, das ist Risiko – auf einem iPhone. Nein, ich habe mir keins angeschafft. Ich bin noch immer mit meinem Mobiltelefon für 30 Euro unterwegs, welches außer Telefonieren und SMS versenden nichts kann (und was auch gut so ist).
Aber wenn andere Menschen Risiko auf ihrem iPhone haben, dann kann das natürlich zu mehrstündigen Runden führen. Schön das auch Brettspiele ihren Reiz nicht verlieren wenn sie auf einem kleinen Display umgesetzt werden. Klarer Vorteil auch für den Spielverlauf: Man ist nicht mit einem Brett und vielen Kunststoffarmeen im Weg. Klarer Nachteil: Nach einer gewissen Zeit muss man den Spielort von Draußen nach Innen in die Nähe einer Steckdose verlegen.
Okay, die Welt befreien statt ihrem Untergang beizuwohnen ist jetzt klar. Aber was hat das ganze mit »Lützel« zu tun und was ist »Lützel« überhaupt?
Mit »Lützel« ist das Schullandheim Lützel[2] in 63599 Biebergemünd (Ortsteil Lützel) in Hessen gemeint. Erbaut 1926, erweitert und renoviert, allerdings trotzdem ein wenig betagt – allerdings macht genau diese Tatsache es auch wieder irgendwie attraktiv.
Bis zu 36 Personen können untergebracht werden, aufgrund von aktuell stattfindenden Renovierungsarbeiten standen ein paar der vorhandenen Zimmer allerdings nicht zur Verfügung. Aber das macht nichts so lange man entsprechend weniger Personen ist. Knapp 20 Personen hatten jedenfalls ihren Spaß, unter anderem mit Risiko auf dem iPhone.
Und das wo man sich in einer Mischung aus »am Busen der Natur« und »am A..llerwertesten der Welt« befindet.
Die mitgebrachte E-Dartscheibe war auch für den einen oder andern Treffer gut. Auch wenn die penentrant-verzerrte Stimme aus dem Lautsprecher stoisch quäkte und nach längerer Zeit anfängt zu nerven. Zumindest blieb die Kombination aus überschwenglichem »triple« mit anschließend nüchternem »one« noch unterhaltsam. Aber das lag wohl eher an der Schadenfreude der Mitspieler.
Praktisch war in Lützel übrigens auch die Gestaltung der Zimmer. Gut, das Geländer vom Hochbett könnte ein wenig höher sein, alternativ darf auch die Matratze etwas niedriger ausfallen. Immerhin: Rausgefallen ist – meines Wissens – niemand im Schlaf.
Der im Zimmer stehende Kleiderschrank eignet sich auch hervorragend für das Unterbringen der bereitliegenden Bettwäsche.
Das eigene Spannbetttuch in Verbindung mit dem eigenen Kopfkissen und dem eigenen Schlafsack ist dann doch irgendwie angenehmer. Wobei es gegen die eifrig und lautstark schnarchenden Personen im Zimmer auch nicht sonderlich gut lärmdämmend wirkt...
Nächstes Mal daher auf dem Zettel »Dringend mitnehmen« ganz oben: Ohropax!
X_FISH