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04.

April

2011

Analoge, runde, schwarze Datenträger

Zurück in die 1980er Jahre: »Home Taping Is Killing Music - And It's Illegal«[1]. Das Kopieren von Schallplatten auf Musikkassetten war die größte Sorge der Musikindustrie – welche es übrigens überlebt hat.

Hätten sie damals schon geahnt was mit MP3 und Napster rund 10 Jahre später auf sie zugekommen wäre... Ich glaube sie hätten sich alle einen anderen Berufszweig gesucht.

In jedem Fall waren die schwarzen Scheiben das A und O und wer sich mit Musik eindecken wollte hatte entweder Radiomitschnitte auf Kassette um sie dann im »tragbaren Kassettenrecorder« unterwegs abspielen zu können. Der Walkman von Sony kam etwas später, dann war die Musik wirklich tragbar – zumindest im wörtlichen Sinn. Warum nicht alles tragbar war (schon aus damaliger Sicht nicht) erläutere ich ein Stück weiter unten auf dieser Seite.

Die »Singles« waren Mitte der 1980er Jahre für etwa 5 bis 6 DM erhältlich. Gekauft habe ich nur wenige Singles, die meisten habe ich entweder in einer Radioshow gewonnen oder auch geschenkt bekommen. Bei den Gewinnen aus der Radioshow handelte es sich um Pakete mit – wenn ich mich recht erinnere – je fünf Singles, welche im Losverfahren an die glücklichen Gewinner verteilt wurden.

Was verschenkt wurde waren allerdings häufig jene Platten, welche kaum über den Sender gingen. Beispielsweise diese Scheibe hier: Public Enemy »Fight the Power« (1989).

Im Programm des Radiosenders war selbst in den 1990ern nicht viel Hip-Hop zu hören. Mir wäre damals ehrlich gesagt »Moonchild« von Fields of the Nephilim lieber gewesen. Aber das lief auch nur auf einem anderen Radiosender und war so immerhin als Mitschnitt auf Kassette vorhanden.

Den netten Herren mit der Bahnhofsuhr um den Hals (damals ca. 30 Jahre alt) kennt auch das jüngere Publikum. Allerdings erst ab 2006 mit inzwischen 46 Lenzen auf den Knochen weniger wegen seiner Musik als mehr dafür, dass er weiterhin als »Flavor Flav« mit diverser Kostümierung unterwegs ist. Inzwischen allerdings (verzweifelt?) nach einer neuen Lebensabschnittsgefährtin sucht.

Auch nicht sonderlich im Airplay des Radios vertreten war diese Single hier:

Nein, das ist nicht Robert T. Online, den gab es erst rund 10 Jahre später. Es ist auch nicht der neue Duke Nukem, da dieser nicht mit Anzug und Krawatte sondern mit rotem Unterhemd und Zigarre unterwegs ist.

»Max Headroom« war eine TV-Serie, welche Ende der 1980er Jahre auf SAT.1 in der deutschen Fassung ausgestrahlt wurde. Nur 14 Folgen, dann war Schluss. Vermarktet wurde was eben so vorhanden war, in diesem Fall Fetzen der deutschen Synchronisation auf einer Single.

Da war das Instrumentalstück auf der Rückseite eventuell brauchbarer? Wo wir gerade bei Instrumentalstücken sind: »Rofo's Theme« hält sich wacker als Hintergrundmusik und wird auch beim einen oder anderen Fußballverein als »Einlaufmusik« verwendet.

Nachdem jetzt ein einigermaßen brauchbares Musikstück auf einer schwarzen Drehscheibe im Stapel war widme ich mich jetzt den untiefen der musikalischen Grausamkeiten.

Glenn Medeiros »Nothing's Gonna Change My Love For You«... Schmusepop-Ohrmarter. Eigentlich schlimm genug das es in den 1980ern rauf und runterlief. Das Duett »Un roman d'amitié« mit Elsa auf der Scheibe von 1988, in Frankreich auf Platz Nummer 1 im selben Jahr...

Wie grausam es ist kann man erahnen. Ich habe den englischen Titel direkt umgesetzt: »Friend you give me a reason«. Mein Freund war er nun wirklich nicht, aber einen Grund diese Platte nicht der Nadel in meinem Plattenspieler zuzumuten hat er mir in jedem Fall geliefert.

Schlimmer geht es nicht mehr? Doch. Schlimmer als vor sich hin schmachtende 18jährige US-Amerikaner im Duett mit einer damals 15jährigen Französin wirkt alleine schon das Cover dieser deutschen Produktion:

Tja Reiner, bei deinen Klamotten bleibt die Frau in Rot sicherlich auch weiterhin ein »fremdes Mädchen« für dich.

Dem Plattenteller hat sich diese Single nie näher als 50 cm nähern dürfen – die Singles waren seinerzeit im Phonoschränkchen unter dem Plattenspieler verstaut.

Aber um der Radiostation immerhin ein wenig Lob zuteil werden zu lassen: Es waren auch durchaus anhörbare Pop-Singles dabei wie etwa »love, truth & honesty« von Bananerama, welche ich mir dann doch wirklich seinerzeit angehört habe – um danach wieder auf die Kassette mit Fields of the Nephilim zurückgreifen zu können.

Was kostete früher ein Prozessor?

Leider nicht aus dem Jahr 1988, aber zumindest aus dem Februar 1996 stammt die heutige Preisübersicht.

Schlag auf Schlag: Kaum kostet der Pentium mit 133 MHz einen Monat zuvor nur noch 919 DM, schon werden Systeme mit beeindruckenden 150 und sagenhaften 166 MHz getestet.

Besonderheiten des im Detail vorgestellten Testrechners: Entweder mit MS-DOS 6.22 und Windows für Workgroups 3.11 oder OS/2 Warp.

Auch nicht zu vergessen: Am oberen Rand der Zeitschrift wird ein absolutes Novum verkündet: PC Direkt gibt es jetzt sogar im Internet!.

CPUs RAM
Intel DX4 100 MHz 149,00 DM SIMM 30-pin 1 MB 64,00 DM
Intel Pentium 75 MHz 269,00 DM SIMM 30-pin 4 MB 214,00 DM
Intel Pentium 90 MHz »auf Anfrage« PS/2 72-pin (EDO) 4 MB 189,00 DM (209,00 DM)
Intel Pentium 100 MHz 399,00 DM PS/2 72-pin (EDO) 8 MB 369,00 DM (419,00 DM)
Intel Pentium 120 MHz 499,00 DM PS/2 72-pin (EDO) 16 MB 749,00 DM (899,00 DM)
Intel Pentium 133 MHz 619,00 DM PS/2 72-pin (EDO) 32 MB 1579,00 DM (1599 DM)
Quelle: Anzeige von ALTERNATE (Gießen)
in PC Direkt 02/96
PS/2 72-pin (EDO) 64 MB 2899,00 DM (– DM)

Morgen erkläre ich wieso »Bigfoot« nicht nur ein RC-Modell von Tamiya war, sondern auch etwas mit dem PC zu tun hat.

X_FISH


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