26.
März
2024
Dünn wie Blattgold (vermute ich), aber zum Glück nicht so teuer: Carbonaut Hightech-Kohlenstoff-Pads als Alternative zu Wärmeleitpaste? Kann das überhaupt funktionieren?
Ich war skeptisch, habe mir vor über 2 Jahren dann ein Set gekauft und prompt in einer Kiste verstaut und erst einmal vergessen.
Ich hatte es gekauft weil ich bei einigen gebraucht gekauften Motherboards Updates vom BIOS machen musste damit ein AMD Ryzen neuerer Produktion erkannt werden konnte.
Hersteller und Testseiten preisen an die Pads wären wiederverwendbar und hätten auch eine elastische und anpassungsfähige Oberfläche. Die Wärmeleitfähigkeit soll daher hervorragend sein.
In Foren wurde geschrieben, dass die hauchdünnen Pads schon beim Einbau beschädigt beziehungsweise zerrissen wurden. Nun ja, ganz so schlecht kann das Produkt ja nicht sein wenn es noch immer angeboten wird.
Beim Aufräumen habe ich meine für den Ryzen gekaufte Variante wiedergefunden – und ich muss wieder Updates vom BIOS machen weil ein Prozessorwechsel ansteht.
Für den Ryzen wird das Pad mit einer Fläche von 38x38 mm benötigt. Diese finden sich aktuell online für 16,50 bis 18,50 Euro[1] bei diversen Händlern. Mal mit, mal ohne Versandkosten, der Vergleich lohnt sich also unter Umständen. Im Juni 2020 hatte ich übrigens für das 38x38 mm große Pad 15,90 Euro bezahlt.
Anlass für den Wechsel des Prozessors ist ein Upgrade. Mein zweiter Ryzen 5 2600 wird in den Ruhestand geschickt (oder verkauft). Weil in meinen Spiele-PC ein Ryzen 7 5800X einzieht, wandert der Ryzen 5 5500 in die Linux-Arbeitskiste.
Der Ryzen 5 5500 lässt sich auch noch mit einem alten Noctua NH-U12P gut kühlen, die Kombination hatte ich bereits ausführlich getestet und mit dem boxed-Kühler verglichen[2]
Würde ich ein System von Grund auf neu bauen, müsste ich ein paar Zwischenschritte wie etwa das Reinigen von Kühler und Prozessor nicht machen. Der Vollständigkeit halber (und weil ich alles fotograpixelt habe) beschreibe ich den Vorgang bei einem Wechsel von Wärmeleitpaste zum Carbonaut Pad.
Das Upgrade bekommt mein Arbeitsrechner daheim. Die Linuxkiste ist der letzte meiner Rechner, welcher noch kein Board von MSI bekommen hat. Es arbeitet noch ein ASRock B450M-HDV R4.0 darin – mit der BIOS Version 3.70 vom 27. November 2019. Es stammt also noch aus Prä-Corona-Zeiten und hatte bislang kein Update mehr erhalten.
Vor der Demontage des Noctua wurde daher das BIOS auf die Version 10.10 vom 25. Januar 2024 aktualisiert, der momentan aktuellsten Version. Ansonsten wäre der Ryzen 5 5500 nicht erkannt worden.
Die B450-Platform mag schon altgedient und auch ein wenig überholt sein, dennoch pflegen die Hersteller den Support. Zumindest bis jetzt ist es noch der Fall. Viele neue Prozessoren für den Sockel AM4 wird es vermutlich nicht mehr geben? AMD liefert aber noch immer neue Prozessoren nach, welche von der Gaming-Community gefeiert werden.
Auf dem oberen Bild war noch der gute, alte Ryzen 5 2600 im Sockel. Dieser bereits von der Wärmeleitpaste befreit, der deutlich neuere (und schnellere) Ryzen 5 5500 durfte danach seinen Platz einnehmen, siehe nächstes Bild.
Wie eingangs schon geschrieben wird für den AM4 Ryzen das Pad mit den Maßen 38x38 mm benötigt. Ob man das richtige Pad gekauft hat ist auch beim Barcode in der Zeile darüber abzulesen. »TG-CA-38-38-02-R« enthält die Angaben für 38 x 38 mm mit einer Materialstärke von 0,2 mm.
Der Inhalt war erstaunlich umfangreich. Das Pad ist separat in einem Pappkarton sicher platziert, ansonsten nahm noch viel Papier einiges an Platz in der Tüte ein. Inklusive einer kurzen Montageanleitung, welche aber eigentlich unnötig ist. Schließlich weiß man ja wo das Pad hin soll und das zuvor alles gereinigt sein muss ist ja auch selbstverständlich.
Das Maß vom Heatspreader des AM4 Ryzen: scheinbar flexibel. Ich habe einige sich widersprechende Angaben im Web gefunden. Daher habe ich selbst mal nachgemessen.
Ich komme auf 38,7 mm mit meinem mäßig vertrauenserweckenden, sehr günstigen, chinesischen, digitalen Messchieber.
Da der Messschieber das Pad aber mit exakt 38 mm abmisst, sollte das von mir ermittelte Maß vom Heatspreader eigentlich auch passen. Somit hat man weniger als einen halben Millimeter pro Seite »Luft« um das Pad herum.
Die eigentliche Kunst besteht darin, das Pad vorsichtig aufzulegen ohne das es dabei Schaden nimmt. Man kann es auch mehrfach verwenden, vorausgesetzt man zerstört es bei Montage oder Demontage nicht versehentlich.
Das Pad erinnert mich von der Farbe her an schwarzes Tonpapier. Es ist aber deutlich weniger stabil, man kann auf dem nächsten Bild erahnen wie federleicht und flexibel es ist. Es hängt einfach vom Heatspreader herunter. Hier besteht vermutlich die größte Gefahr das dünne Material zu zerreißen oder zu knicken (was wohl zu einem sofortigen Bruch führt).
Ich hatte meine Hände zuvor gereinigt und mit Desinfektionsmittel entfettet. Daher habe ich vorsichtig mit der Fingerspitze das filigrane Pad auf dem Heatspreder ausgerichtet. Ein Wattestäbchen sei wohl »zu hart« und mit Papier könne man auch schon ein Loch in das Pad hineinstoßen – laut Forenbeiträgen.
Die Auflagefläche vom Noctua ist mit über 39 mm wiederum größer als der Heatspreder. Der Kühler von Noctua ist ja auch nicht exklusiv für den Sockel AM4 konzipiert sondern auch für andere Sockel von AMD und Intel passend gefertigt worden.
Ins Schwitzen bin ich beim Aufsetzen vom Noctua nicht wirklich gekommen. Respekt und ein wenig Angst das dünne Pad zu verschieben hatte ich aber doch.
Der Versuch einer Kontrolle mittels der Kamera vom Smartphone war wenig hilfreich, ich konnte nichts erkennen. Ich gehe daher davon aus, dass das Pad 100% an der richtigen Stelle ist und die bestmögliche Wärmeabfuhr gewährleistet.
Spätestens iit montiertem 120er Lüfter auf dem Noctua sieht man sowieso nichts mehr vom Wärmeleitpad oder -paste... Selbst dann nicht, wenn man vom Letztgenannten zu viel aufgetragen hatte und es hinausgequollen sein sollte. Ja, auch das sind Erfahrungswerte aus Foren.
Also dann: Deckel drauf, Testlauf mit dem Ryzen 5 5500 starten!
Ich hatte zuvor schon mit dem Ryzen 5 2600 einen kleinen Versuch gestartet, jedoch nur einen Screenshot im BIOS im Idle-Zustand gemacht. Dabei hatte ich das Seitenteil geschlossen. Damit bei beiden Messungen mit den unterschiedlichen Prozessoren sollte zumindest die Testsituation vergleichbar sein.
33,5 °C idle mit dem Carbonaut Pad beim Ryzen 5 2600 und einem nicht wirklich großartig den Lüfter bewegenden Noctua NH-U12P. Mit Wärmeleitpaste hatte ich hier 25,75 °C im idle gemessen.
Also dann: Prozessortausch! Ryzen 5 2600 raus, Ryzen 5 5500 rein.
Dieser wurde dank durchgeführtem BIOS Update sofort erkannt, eine weitere Demontage war nicht notwendig. Zum Glück!
Der erste Versuch: 44,5 °C idle mit dem Carbonaut Pad beim Ryzen 5 5500 und einem nicht wirklich großartig den Lüfter bewegenden Noctua NH-U12P.
Nachdem ich den Rechner erneut gestartet hatte, gingen die Temperaturen seltsamerweise runter. Die von CPU-X ermittelten Werte hatte ich daher zunächst angezweifelt.
Ein weiterer Versuch mit der Ausgabe im BIOS ergab: 34 °C nach einem Neustart vom System, leider habe ich davon kein Bild mehr gemacht.
Der Lüfter drehte sich zwar ein klein wenig langsamer als beim ersten Bild der Werte im BIOS mit dem Ryzen 5 2600, aber das waren nur extrem kleine Schwankungen.
Ich hätte auch noch ein wenig warten können bis die Drehzahl wieder um die fehlenden 13 RPM angestiegen wären um das Foto zu machen. An der Temperatur hätten die aber nicht wirklich viel geändert?
Sowohl Ryzen 5 2600 als auch Ryzen 5 5500 werden bei AMD mit einer TDP von 65 Watt angegeben. Leider war ich nicht clever genug vor dem Prozessortausch beim 5 2600 auch noch mit CPU-X unter Linux die Werte festzuhalten.
Daher hinkt der Vergleich der Werte. Allerdings werden die Werte aus dem BIOS bestätigt, der Ryzen 5 5500 hatte idle sowohl im BIOS als auch unter CPU X etwa 33 °C.
Idle 32,88 °C, unter Volllast (auch wenn die Anzeige im Moment des Screenshots »nur« 88,82 % anzeigt) 49,12 °C. Im Vergleich zum Ryzen 5 2600 mit den im Juli 2022 ermittelten Werte wäre es ein Delta von 7 K.
Leider eben nicht bei den gleichen Prozessoren, das hätte mehr Sinn gemacht.
In jedem Fall sind die Werte deutlich besser als beim boxed Kühler von AMD (AMD Wraith Stealth Cooler), der war idle schön höher als der Ryzen 5 5500 mit Carbonaut Pad unter Volllast.
Es folgt die tabellarische Gegenüberstellung der Werte mit Carbonaut Pad und Arctic MX-4 mit den beiden Prozessoren mit einer TDP von 65 Watt:
Ryzen 5 5500 mit Noctua NH-U12P mit Carbonaut Pad | Ryzen 5 2600 mit Noctua NH-U12P mit Arctic MX-4 | |||
---|---|---|---|---|
32,88 °C | idle | 25,75 °C | idle | |
49,12 °C | 100% load (mit Boinc) | 43,25 °C | 100% load (mit Boinc) |
Das AsRock B450M-HDV ist bereits seit 2018 auf dem Markt. Die erste BIOS-Version war vom 20. Juli 2018. Damals gab es noch keine Ryzen der aktuellen Generation. Bevor man von einem Prozessor der älteren Generation auf ein aktuelleres Modell wechselt, muss daher das BIOS aktualisiert werden (wie ich weiter oben im Text schon geschrieben hatte).
Die installierte Version 3.70 vom 27. November 2019 unterstützte noch keinen Ryzen 5 5500. Hätte ich diesen installiert, wäre der Rechner nicht mehr hochgefahren.
Mit dem Ryzen 2 2600 im Sockel habe ich daher auf die Version 10.10 aktualisiert. Die heruntergeladene Version einfach auf einen USB-Stick packen, booten und dann im BIOS das Upgrade ausführen. Alles kein Hexenwerk, aber eben zwingend erforderlich.
Einen Stromausfall sollte es natürlich während des Aktualisierungsvorgangs nicht unbedingt geben.
Die Version 10.10 wurde erfolgreich aufgespielt, noch war der Ryzen 5 2600 im Sockel.
Nach dem Aktualisieren der BIOS-Version konnte der Wechsel vom Prozessor durchgeführt werden.
Eigentlich steht mein Rechner auf einem kleinen Podest mit Rollen und somit etwa 15 cm über dem Fußboden. Trotzdem hat er sich offensichtlich als Sammelmaschine für die feinen Katzenhaare bewährt.
Die Katzenhaare bleiben teilweise schon am Gehäuse hängen, der Rest wird jedoch in den Noctua hineingezogen. Offensichtlich muss ich meine Reinigungsaktivitäten vom Inneren des Computers wieder verstärken.
Der Verursacher ist sich natürlich keiner Schuld bewusst. Er putzt sich ja auch so gut er kann und lässt die Einsätze der Fellbürste mehr oder weniger freiwillig über sich ergehen.
Bis zum nächsten Prozessorupgrade werden sicherlich Monate vergehen. Vielleicht brauche ich doch ein neues Gehäuse mit Katzenhaarfilter?
X_FISH