05.
November
2023
In den letzten Jahren habe ich wieder begonnen Armbanduhren zu tragen. Sowohl eine inzwischen über 20 Jahre alte Citizen Eco-Drive (welche eigentlich nach dem aktuellen Zeitgeschmack viel zu klein für ein Männerhandgelenk ist) als auch Uhren von Gigandet und Steinhart mit Automatikwerken.
Nach langem, erfolglosen Stöbern auf Kleinanzeigen und bei eBay nach einer weiteren Eco-Drive von Citizen bin ich schließlich bei Amazon gelandet. Die für gebrauchte Uhren aufgerufenen Preise sind teilweise nicht wirklich weit von den Neupreisen entfernt. Erst recht dann nicht, wenn man einen Rückläufer kaufen kann.
Die Citizen BM7108-14E[1] um die es heute geht habe ich als solchen Rückläufer erworben. Der Ablauf der Bestellung war wie gewohnt, die Lieferung dauerte jedoch ungewöhnlich lange.
Am 20. Oktober 2023 hatte ich sie bestellt. Heute konnte ich sie beim Hermes Paketshop in der Nachbarschaft abholen gehen. Wieso der Versand – vorgestern kam sie im Shop an – zwei Wochen benötigt hat? Das weiß nur Amazon allein.
Die Verpackung? Ich war entsetzt! Eine Uhr, welche in einem dünnen Pappkartönchen verpackt ist, wurde in einer Papiertasche verschickt. Wer macht denn sowas?
Aus der geöffneten Papiertasche (ohne jegliche Polsterung) kam dann die übliche Verpackung heraus wie man sie von Citizen kennt.
Schon der erste Anblick der Oberseite stimmte mich wenig glücklich. Die Verpackung hat beim Transport (oder schon zuvor) bereits gelitten. Ein leichter Knick im Pappkarton auf der Oberseite war die erste Beschädigung, welche mir ins Auge fiel.
Die Unterseite sah nicht besser sondern schlimmer aus. War die Uhr als Rückläufer deklariert worden weil sie so schon bei Amazon im Lager angekommen ist? Oder ist dies auf dem Weg zu mir passiert?
Der zusätzliche Aufkleber von Amazon musste wohl sein? Ob er eine Funktion hat weiß ich nicht. Vielleicht kann mich da ja jemand aufklären? Soll so vielleicht bei Amazon einfach überprüft werden können ob eine Rücksendung valide ist?
Zum Glück ist im dünnen Pappkartönchen noch ein weiterer Karton. Dieser hat die Uhr zusätzlich geschützt. Zudem handelt es sich bei den Eco-Drive Modellen um Quarzuhren, die können bekanntlich mehr ab als ihre mechanischen Brüder und Schwestern.
Auch der innere Karton hatte bereits Schäden. An einer Seite des Kartons löste sich das Papier ab. Wer ein erfreuliches Auspackerlebnis haben will sollte also lieber keine Rückläufer von Amazon kaufen?
Der erste Blick auf die Uhr. Ich bin versöhnt. Sie ist zwar ein wenig gedreht, aber unbeschädigt. Der zwei Sekunden springende Sekundenzeiger vermeldete »ich brauche Sonne, mein Akku/Kondensator ist fast leer«.
Das Saphirglas kann einiges ab, so lange es nicht zerbrochen ist muss man sich über Kratzer wenig Sorgen machen. Papier und Pappe können dem Edelstahlgehäuse auch nichts anhaben. Bleibt nur noch das Lederarmband, aber das war so wie ich es bei Citizen erwartet habe – weiter unten mehr dazu.
Außerdem mit im Karton: Garantiekarte und eine »Visitenkarte« auf welcher ein QR-Code aufgedruckt ist. Citizen legt keine Bedienungsanleitungen bei, man kann sie sich per Smartphone einfach herunterladen in dem man den QR-Code scannt.
Regulär werden für die Citizen BM7108-14E mit schwarzem Lederarmband etwa 169,00 Euro (UVP) verlangt, hier und da sind mit Rabatten Angebote mit 149,00 Euro zu finden. Die Variante mit einfarbigem Edelstahlband kostet jeweils rund 20,00 Euro mehr. Ich habe für den Rückläufer mit schwarzem Lederarmband 108,77 € bezahlt.
Die mutmaßliche Ersparnis somit rund 40,00 Euro. Gebraucht wurde die Uhr um die 120,00 Euro angeboten (inkl. Versand), teilweise jedoch mit deutlichen Gebrauchsspuren am Gehäuse und abgetragenem Lederarmband.
Die Uhr hat einen Durchmesser von 41 mm, die Höhe beträgt 10 mm. Es ist also keine kleine Uhr, bei etwa 40 mm liegt bei mir am Handgelenk der »Sweet Spot« wenn der Abstand zu den Federstegen nicht zu groß wird (»lug to lug« unter 50 mm, 47 mm sind für mich beziehungsweise mein Handgelenk »ideal«).
Wenn die Größe stimmt ist am Ende die Gestaltung vom Ziffernblatt entscheidend. Die Citizen BM7108-14E ist schwarz und doch nicht schwarz. Das Ziffernblatt wirkt bei mäßiger Beleuchtung dunkel, hat aber einiges mehr zu bieten wie man schön auf dem nächsten Bild sehen kann:
Die erhabenen Indizes für die 12 Stunden sind umlaufend, die Datumsanzeige auf der 3 zur Mitte vom Blatt eingerückt. Unter den 12 Indizies läuft ein Ring im Sonnenschliff, welcher je nach Betrachtungswinkel ein schönes Lichtspiel verursacht. Innerhalb des Rings befindet sich eine Struktur, welche mich spontan an Riffel- beziehungsweise Tränenblech erinnert.
Die in Dauphine-Form gehaltenen Zeiger sind klar ablesbar und heben sich mit ihrer hellen Füllung gut vom dunklen Hintergrund ab. Die Schwertzeiger gefallen mir generell bei schlichten Uhren gut, sie wirken meiner Meinung nach im Zusammenspiel mit den schlanken Balkenindizies sehr stimmig. Die Sekunde läuft ohne Lackierung mit, sie ist daher auf den ersten Blick häufig nicht zu erfassen. Ihre betonte Unauffälligkeit gefällt mir ebenfalls.
Die Oberseite vom Gehäuse ist matt gebürstet, die Seiten sind auf Hochglanz poliert. Die matte Oberseite im Kontrast zur hochglanzpolierten Lünette, welche das schwarze Blatt einrahmt, sorgt noch einmal für einen schönen Kontrast und wirkt sich ebenfalls positiv auf die Ablesbarkeit aus.
Ich bin kein großer Freund von Lederarmbänden. Mir gefällt die Optik, aber nicht sie zu tragen. Sie altern, werden schmuddelig und je länger man sie trägt, desto weniger attraktiv finde ich sie. Wieso ich dann trotzdem die Variante mit Lederarmband gekauft habe? Ich wollte von Anfang an das Band durch ein Zulu Strap ersetzen. Die Qualität der Lederarmbänder von Citizen ist sowieso mäßig, nämlich zweckmäßig. Viele sind mit der Qualität nicht so zufrieden und tauschen das Original gegen höherwertige Lederarmbänder aus.
Die Angaben zur Breite vom Bandanstoß sind widersprüchlich. Im Internet wird die Uhr immer wieder mit 20 mm breitem Bandanstoß aufgeführt. Tatsächlich sind es aber 22 mm. Dies steht auch auf der Innenseite vom Band. Nachmessen schadet bekantlich nicht:
[[image:Nachgemessen: ja, 22 mm breit ist der Bandanstoß|/blog_picture/23/231105_21_s.jpg|512|384]]Wenig überraschend: die Prägung im originalen Lederarmband ist korrekt, der Bandanstoß beträgt 22 mm und passt somit zur Gehäusegröße von 41 mm.
Was mich schon wieder sehr stören würde wenn ich das Band wirklich nutzen würde: nagelneu und trotzdem scheint es sich an der Spitze teilen zu wollen. Daher gefallen mir die dicken Lederarmbänder aus Vollleder besser. Da kann sich nichts voneinander lösen was irgendwer mal zusammengefügt hat. Aber ich schweife ab.
Wer die Uhr wegen dem schwarzen Lederarmband kauft wird damit sicherlich anfangs zufrieden sein. Es ist kein Totalausfall. Man liest aber aus meinen Zeilen meine Abneigung gegenüber dieser Variante von Armband heraus, man möge mir verzeihen.
Mit dem schwarzen Lederarmband wirkt die Uhr dezent und edel – schwarz passt eben zu allem. In Verbindung mit dem dunklen Blatt harmoniert das struktuierte Lederarmband natürlich auch. Citizen hat eine gute Wahl bezüglich der Optik getroffen.
Die Schließe aus Edelstahl ist perfekt verarbeitet und trägt den Citizen Schriftzug. Hier gibt es von mir nichts zu beanstanden.
Macht man mit dem Lederarmband von Citizen also etwas falsch? Wenn man es will: nein. Es funktioniert und hält die Uhr am Handgelenk. Es ist auch dünn genug um angenehm getragen werden zu können. Aufgrund der Art der Verpackung ist es bereits an die Form vom Handgelenk angepasst und muss nicht mehr »gebrochen« werden.
Aber: es ist eben nicht das was ich will. Ich möchte die Uhr an einem Zulu mit 5 Ringen tragen.
Bis ich Zulu Armbänder entdeckt habe, ist einige Zeit ins Land gegangen. Dicke Lederarmbänder statt schwerer Stahlarmbänder waren zuvor »mein Ding«. Die Entdeckung der Zulus für mich war dann ein richtiger »Gamechanger«, daher habe ich parallel zur Citizen auch gleich ein schwarz-graues Zulu mit 5 Ringen bei Miro's Time[2] bestellt. Das Zulu kam dann per Post deutlich vor der Uhr bei mir an.
Das Zulu sieht deutlich länger als das Lederarmband aus. Dies stimmt auch, jedoch wird durch die richtige »Einfädeltechnik« das 5-Ring-Zulu auch wieder einige Zentimeter kürzer.
Mit meinem günstigen China-Federstegwerkzeug konnte ich die Federstege der Citizen relativ schnell und einfach entfernen. Ich muss mir dringend ein neues Federstegwerkzeug kaufen, zu Weihnachten schenke ich mir selber das Set von Bergeon[3], welches stets gelobt wird. Die knapp 20 Euro sind es mir wert, ich tausche immer wieder mal Armbänder aus und möchte dabei nicht das Gehäuse (oder das Armband) beschädigen.
Die originalen Federstege habe ich im Armband belassen und aus meinem Vorrat an 22er Federstegen zwei neue in die Citizen eingesetzt. Auf der Rückseite der Uhr war übrigens noch immer der Schutzaufkleber vorhanden. Es sind also keine Kratzer im Gehäuseboden, das ist die Schutzfolie, welche diesen Eindruck erweckt.
Das Zulu ist von seiner Folie befreit, man sieht nun deutlich den Unterschied in der Länge zum Lederarmband. Allerdings darf man nicht vergessen das beim Einfädeln durch die zwei Ringe ein gutes Stück vom Band »verschwindet«.
Das »Superseal Zulu« von Miro's Time hat eine Stärke von etwa 1,5 mm. Der Abstand zwischen Federsteg und Gehäuse ist bei der Citizen nur wenige µ breiter, das Einfädeln ist also nicht ganz einfach aber machbar.
So sieht das durchgefädelte Zulu an der Citizen von der Rückseite her betrachtet aus. Ähnlich wie ein Lederarmband muss sich auch ein Zulu noch etwas »eintragen«. Beim Leder spricht man vom »Brechen« des Leders, was man bei Nylon sagt ist mir leider nicht bekannt. Jedenfalls passt sich das Nylon beim Tragen nach und nach der gewünschten beziehungsweise vorgegebenen Form an.
Erstes Anlegen mit dem noch nicht richtig eingefädelten Zulu: schaut doch gut aus, oder? Das »Kontrabond«, also invertierte helle und dunkle Streifen macht das 22 mm breite Band optisch ein wenig schlanker. Die seidig glänzende Oberfläche des Nylon wirkt ebenso stimmig und so passt das Gesamtbild.
Das Zulu ist oberhalb der 12 auf dem Bild umgeschlagen, mit korrekt eingefädeltem Zulu wird dies nicht mehr der Fall sein. Bilder dazu kommen ganz am Ende der Seite.
Was mache ich jetzt mit dem Lederarmband von Citizen? Weil ich die alten Schachteln nicht wegwerfe lagere ich das Lederarmband einfach im originalen Karton ein. Dort passiert ihm nichts und sollte ich die Uhr irgendwann mal verkaufen (wovon ich aktuell nicht ausgehe) ist es im wahrsten Sinne »wie neu da ungetragen«.
Der Karton bekommt so noch eine weitere Daseinsberechtigung und alles ist schön sortiert und verräumt.
Jetzt fehlt mir nur noch ein guter Platz im Schrank für die bisher angesammelten Uhrenkartons und -dosen. Irgendwie werden das immer mehr.
Die Citizen ist mit Saphirglas ausgestattet. Saphirglas ist deutlich kratzresistenter als Mineralglas (Hardlex), spiegelt dafür stärker.
Das Glas der Citizen hat laut der Beschreibung einiger Websites eine Antireflexbeschichtung, auf anderen Seiten wird dies jedoch explizit ausgeschlossen. Auf der offiziellen Seite von Citizen ist keinerlei Angabe zu finden.
Auf dem Bild oben spiegelt sich der graublaue Himmel im Saphirglas. Dennoch ist die Uhr noch immer gut ablesbar. Wenn man sie beziehungsweise das Handgelenk ein wenig dreht ist sie noch deutlich besser abzulesen.
Mal schnell mit der LED-Taschenlampe aufgeladen und dann ab ins Treppenhaus: die Leuchtmasse leuchtet in einem angenehmen Blau, aufgrund der relativ schmalen Fläche auf den Indizies und den Zeigern wird es aber nicht allzu lange anhalten. Ein »Lumemonster« ist sie also nicht die Citizen.
Für mich ist die Frage wie lange das Lume nachleuchtet aber auch wenig bedeutend. Ich trage die Uhren in der Regel tagsüber, ansonsten gibt es ja auch noch Kunstlicht. Nachts greife ich eher zum Schmarrnfon um nach der Uhrzeit zu schauen. Da ist die Frage wie stark man das Lume nach vier bis sechs Stunden noch sehen kann für mich nicht wirklich kaufentscheidend. Es ist eher ein »nice to have«.
Ein 5-Ring-Zulu wird so getragen, dass man durch den zusätzlichen Ring unterhalb der 6 das Band erneut durchfädelt. So werden die Federstege entlastet, außerdem mag ich den »Knubbel«, denn er sorgt dafür das die Uhr am Handgelenk so sitzt wie ich es mag und sich nicht drehen kann.
Das Band wird dann natürlich ein Stück kürzer. Bei meinem Handgelenk mit einem Umfang von etwa 16,5–17 cm bleibt beim verwendeten Zulu dann kein Rest übrig, welcher umgeschlagen werden müsste.
Die beiden Ringe oberhalb der 12 halten den Rest vom Armband an Ort und Stelle. Es rutscht nicht raus und die Uhr schlüpft samt Armband auch problemlos unter die Manschette vom Hemd.
Seit dem ich für meine Steinhart Ocean One Black Zulu Straps als Armbandalternative entdeckt habe, bin ich von den Bändern begeistert. Wer es noch nicht ausprobiert hat: einfach mal machen, die Erfahrung schadet sicherlich nicht! Ein Zulu bekommt man für etwa 15 bis 20 Euro von einem Händler in Deutschland. Wer es aus China über AliExpress bestellt ist mit etwa 2,50 Euro dabei.
X_FISH