24.
Dezember
2021
Post aus Fernost – pünktlich zu Weihnachten? Nicht ganz. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen ein paar Bilder zu machen und ein paar Zeilen zu schreiben. Der gelbe Umschlag ist schon seit Ende Oktober bei mir, es fehlten aber noch weitere Teile. Der Inhalt des gelben Umschlags: zwei neue Pickguards für zwei Gitarren im Stratocaster-Stil.
Mit einem neuen Pickguard (im Deutschen auch gelegentlich Schlagbrett genannt) lässt sich die Optik einer Gitarre schnell ändern. Das Angebot an Farben und Motiven ist inzwischen riesig vor 20 Jahren konnte man noch nicht einfach in Fernost ein paar dieser Schlagbretter bestellen. Es blieb nur der Weg über den deutschen Fachhandel. Angboten wurden eher klassische Farben. Das hat sich gewandelt. Farbenfroh in Permutt-Optik oder Unifarben, mit Totenschädeln, Pinup-Girls oder Szenen aus der Hölle – es gibt vermutlich fast alles was sich Gitarrist oder Bassist so wünschen kann.
Bestellt habe ich in Fernost einmal »black pearl shell« und einmal ganz klassisch »4ply white pearl«. Die Lieferzeit betrug rund 20 Tage – Wochenende mit einbezogen.
Bestellt habe ich sie via AliExpress im »pleroo store«[1]. Vom Pickguard für eine Stratocaster mit Platz für nur einen Tonabnehmer in Form eines Humbuckers gibt es alleine 23 verschiedene Varianten. Mit dabei sind auch sehr abgefahrene Varianten wie »4ply pink pearl«, »«4ply leopard print« oder das scheinbar inzwischen recht beliebte da »vintage angehauchte« und wie Pergament wirkende »4ply parchment pearl«.
Es soll den Spezifikationen der in den USA und Mexiko produzierten Stratocaster entsprechen und mit 11 Löchern dazu passen.
Die Verarbeitung sieht gut aus: saubere Kanten, es steht kein Grat über und die Schutzfolie klebt auch noch immer auf den Pickguards.
Warum nur ein Humbucker für eine Statocaster? Es ist der Nachbau der Tom Delonge (Blink-182) Stratocaster angedacht. Nur ein Humbucker, ein Volume-Regler und dazu ein Treble Bleed (Hochpass). Ganz einfach, ganz simpel.
Tom Delonge nutzte die mit einem Duncan Invader als Pickup bestückten Gitarren von 1999 bis 2004. 2002 kamen sowohl von Fender wie auch von Squier als »Artist Series« auf den Markt. 20 Jahre später werden die in China gefertigten Squier zwischen 300 und 700 Euro gehandelt, die Fender aus Mexiko liegen bei bis zu 1'200 Euro – je nach Zustand und ob der Koffer mit dabei ist.
Das Original hatte kein Tremolo sondern war »Hardtail«, also mit einer festen Brücke. Es ist – mir etwas unverständlich – im günstigen Preissegment der asiatischen Stratocaster Kopien nicht möglich einen Korpus ohne Tremolo zu finden.
Daher bleibt nur der Griff zu einem Korpus mit Tremolo. Das kann man schließlich auch »decken« und es verhält sich dann nahezu wie eine Gitarre mit einfacher, fester Brücke.
Aber heute soll es ja weniger um technische Finessen gehen sondern mehr um die Optik. Die brav-weiße Stratocaster wirkt schon alleine beim Auflegen des neuen Pickguard deutlich anders.
Kommt dann noch der Duncan Invader Klon mit ins Spiel, sieht es noch einmal anders aus. Insbesondere durch den kleinen »Farbklecks« in Form des bewusst in auffälligem Violett gekauften Duncan Invader Klons.
Zu »vintage white« passt das eher brave »4ply white pearl« wie es auch bei den Gitarren von Tom Delonge zum Einsatz kam. Wobei die Variante in »surf green« von Fender wohl ein »4ply parchment pearl« Pickguard montiert hatte? Das Internet ist sich da nicht ganz einig.
Auch hier: die Optik ändert sich deutlich. Im Gegensatz zur weißen Stratocaster wirkt sie eher brav. Der weiße Duncan Invader Klon rundet dabei das Bild ab.
Bleibt noch die Frage nach den Kosten: 21,73 Euro. Für beide Pickguards. Inklusive Versand. Dafür bekommt man in Deutschland meist nur ein Pickguard – sofern man überhaupt eins für eine Stratocaster mit nur einem Humbucker und einem Loch für den Volume-Regler finden kann.
Vermutlich stammen die ganzen Pickguards sowieso aus Asien und der Preisunterschied ist dann eben der Gewinn für alle Beteiligten. Dann doch lieber gleich direkt in Fernost bestellen, oder?
X_FISH