20.
März
2014
Nicht nur meine neue TV-Bank, welche definitiv das Gewicht eines guten, alten Röhren-TV aushalten wird, sondern auch mein neuer Couchtisch soll eine Europoolpalette[1] als Basis haben. Im Internet sind diverse Varianten zu finden. Mal im vollen Maß einer Europalette (also 120x80 cm) oder auch verkürzt.
Häufig werden Glas- oder transparente Kunststoffscheiben auf die Palette gelegt. So soll der Anblick der Palette möglichst erhalten bleiben. Tischbeine in unterschiedlichen Höhen oder Rollen kommen ebenfalls zum Einsatz.
Vor Jahren hatte ich in einer Wohnung einen niedrigen Couchtisch gesehen, welcher ursprünglich als Flightcase für ein großes Mischpult gedient hat. Unter dem ausrangierten Flightcase waren vier Rollen montiert worden. Ich fand die Idee klasse und habe mich davon inspirieren lassen.
Statt einer Glasplatte kommt nun – wie bei dem Flightcase – eine Siebdruckplatte als Tischplatte zum Einsatz. Auf Alukanten und -ecken verzichte ich, aber die Rollen habe ich ja bereits gekauft und darüber ein paar Zeilen geschrieben.
Vorab schon mal ein Bild wie der niedrige Couchtisch nun aussieht:
Die Unterkonstruktion ist unverkennbar eine Europalette. Daher habe ich mir heute wieder eine solche Palette vom Palettenhändler geholt. Wie schon bei der TV-Bank ein Exemplar der Kategorie »1. Wahl«, also nur wenig gelaufen mit entsprechend wenig Gebrauchsspuren.
Die Flecken auf dem Holz sind nicht etwa Verunreinigungen durch transportierte Waren, sondern es handelt sich dabei um Harz. Dies ist wohl von einer anderen Palette ausgelaufen, welche sich einige Zeit lang auf der von mir gekauften Palette befunden hat.
Natürlich hätte ich auch eine andere Palette ohne Harzspuren nehmen können, aber das Harz lässt sich mit einem Spachtel schnell und einfach entfernen. Immerhin ein kleiner Nebeneffekt: Im Audi hat es nach dem Transport der Palette schön nach frischem Holz gerochen. Europaletten als Alternative zum Wunderbaum? Nun ja... Vielleicht ein wenig unhandlich aber durchaus vorstellbar. Immerhin frei von chemischen Zusatstoffen.
Wie schon in anderen Beiträgen geschrieben, habe ich im Vorfeld Rollen und Schrauben für die Verwandlung von der Europalette zum Couchtisch mit Rollen gekauft. Die »Blue Wheels«-Rollen[2] werden auf die Oberseite der Palette montiert. Daher habe ich später eine Ablage unter dem Tisch.
Das benötigte Werkzeug ist eigentlich überschaubar: Eine Bohrmaschine (ein Akkuschrauber würde auch genügen), (Holz)Bohrer mit 10 mm und 3 mm, eine kleine Knarre mit 10er Steckschlüssel, Gliedermaßstab, ein Winkel, zwei Schraubzwingen, ein Stift zum Markieren wo gebohrt werden soll und zwei Feilen. Mehr braucht man nicht.
Die beiden Bockrollen werden an einer Seite der Palette montiert. Die Schrauben decken die Befestigungslöcher der Rollen leider nicht vollständig ab, daher muss man Unterlegscheiben verwenden. Damit das Holz nicht reißt und die Schrauben auch gerade im Holz landen, habe ich mit der Bohrmaschine und einem 3 mm Bohrer die Löcher vorgebohrt. Das Holz ist so weich, dass die Schrauben den Rest verdrängen und dann fest im Holz sitzen. Würde man einen größeren Bohrer nehmen, könnten die Schrauben beim Anziehen »durchdrehen«.
Auf der gegenüberliegenden Seite kommen die beiden Lenkrollen zum Einsatz. Damit ich den Tisch bei Bedarf auch fest abstellen kann, ist eine der beiden Lenkrollen mit einer Bremse versehen. Dies ist nicht zwingend notwendig, ich wollte es aber so haben.
Da sich im Gegensatz zu den Bockrollen die Achse der Lenkrollen anders zur Montageplatte verhält, musste ich eben diese um 90° gedreht platzieren. Ansonsten wären zwei der Schrauben dort gelandet, wo sich kein Holzklotz mehr befindet.
Das Schöne am Arbeiten: Es muss nicht alles 100%ig exakt sein. Einfach mit dem Meterstab abmessen, ein Millimeter hin oder her spielt keine Rolle. Natürlich habe ich mich bemüht die Achsen der Bockrollen und der Lenkrollen in etwa auf die gleiche Position zu bringen. Wenn die Lenkrollen aber schief stehen, sieht man davon auch nichts mehr.
Die Palette liegt nun also eigentlich verkehrt herum auf den Rollen. Damit man trotzdem etwas auf dem Tisch abstellen kann und nicht nur die drei Holzbretter dafür zur Verfügung hat, habe ich mir eine Siebdruckplatte mit 9 mm Stärke auf Maß zusägen lassen. Die 120x80 cm kosteten etwa 17 Euro beim Holzhandel meiner Wahl – inklusive Zuschnitt.
Der Nachteil der »nur« 9 mm dicken Platte: Beim Lagern hat sie sich verzogen und ist nun durchgebogen. Daher liegt sie nicht plan auf, sondern steht an den Ecken ein wenig ab. Aber sie soll ja ohnehin mit vier Schrauben befestigt werden, daher merkt man davon später nichts mehr.
Damit sie beim Bohren dort bleibt wo sie später auch sein soll, wird sie mit zwei Schraubzwingen fixiert. Damit dabei die Oberfläche der Siebdruckplatte nicht beschädigt wird, habe ich zwei kleine Holzreste (Konstruktionsholz bzw. Dachlatten) unterlegt.
Mit Gliedermaßstab, Winkel und weißem Edding wurden die Punkte markiert, an welchen mit dem 10 mm Bohrer die Löcher für die Schlossschrauben gebohrt werden sollen.
Damit später auch alles ganz sicher passt, habe ich nach dem Bohren der ersten drei Löcher immer die Schraube in die Löcher gesteckt. Ganz lässt sich die Schlossschraube natürlich nicht versenken, denn der Vierkant passt nicht in das eben gebohrte Loch mit 10 mm Durchmesser.
Das Eckige muss in das Runde: Mit einer Vierkantfeile müssen daher die runden Löcher in der Siebdruckplatte zu eckigen Löchern umgestaltet werden.
Denn die Schlossschrauben sollen später mit der Platte abschließen und dienen somit auch als Stilelement bei der Konstruktion. Zumindest finde ich die vier Köpfe der Schlossschrauben durchaus dekorativ.
Die vier runden Löcher zu eckigen Löchern zu machen, ist binnen weniger Minuten erledigt. Einfach die Schlossschraube in die Siebdruckplatte hineinziehen zu wollen ohne das Loch zu bearbeiten, wäre keine gute Idee. Die Oberfläche würde reißen und das soll ja nicht passieren. Bei »normalem« Holz wäre es kein Problem gewesen.
Und so sieht der Couchtisch dann mit fest montierter Siebdruckplatte aus:
Wie man auf dem Bild gut sehen kann, ist nun die Lücke zwischen der Palette und der verzogenen Siebdruckplatte vollständig geschlossen.
Die Länge der Schlossschrauben habe ich so gewählt, dass sie fast bündig abschließen sobald die Mutter montiert ist. Von der Verschraubung sieht man von oben nichts, daher fallen Mutter und Unterlegscheibe später bei der Nutzung überhaupt nicht auf.
Als letztet Arbeitsschritt sollen die noch »eckigen Ecken« zu »abgerundeten Ecken« werden. Damit das Schienbein ein wenig geschont wird sollte man doch einmal versehentlich gegen den Tisch laufen, kommt nun die Flachfeile zum Einsatz.
Die 9 mm dicke Siebdruckplatte ist schnell bearbeitet und die Ecken sind abgerundet. Die Kanten werde ich später noch mit Lack versiegeln, aber das hat noch ein wenig Zeit. Der Couchtisch soll ja in einer Wohnung und nicht draußen im Freien stehen.
Eigentlich ist der Couchtisch somit fertig. Die Rollen sind dran, die Siebdruckplatte ist fest montiert und die Ecken sind ebenfalls abgerundet. Die rauhe Oberfläche der Europalette will ich erhalten. Was aber durchaus Sinn macht: Sie mit einem Lack versiegeln. Dann sollten sich beim Transportieren beziehungsweise später in der Wohnung nur noch wenige oder gar keine Splitter mehr ablösen.
Was mir bei der Konstruktion wichtig war: Der Tisch sollte sich später auch in meinem aktuellen Gefährt, einer Audi A4 Limousine, transportieren lassen. Die Palette mit Rollen und Siebdruckplatte kann man noch gut alleine tragen und dank der Bockrollen lässt sich der Tisch auch einfach in den Kofferraum packen und auf die umgelegte Rücksitzlehne schieben.
Natürlich würde der Rollen-Couchtisch nun bei jedem Bremsmanöver nach vorne rollen und unsanft gegen Fahrer- und Beifahrersitz »klopfen«. Die Feststellbremse an der einen Lenkrolle verhindert dies schon zum Teil. Aber sollte ich scharf bremsen müssen, rutscht der Tisch sicherlich trotzdem einfach durch.
Die Lösung der »Transportsicherung der anderen Art«: Der gute, alte Subwoofer.
Damit ich im Notfall auch scharf bremsen kann ohne mich gedanklich schon auf den Einschlag des Tischs vorbereiten zu müssen, habe ich einfach das alte Subwoofergehäuse zwischen Tisch und Beifahrersitz gepackt.
Damit in die andere Richtung an der Heckklappe auch nichts passieren kann, wurden die Ecken beziehungsweise die Kante vom Tisch mit einer dicken Decke »formschlüssig« gepolstert.
Ich weiß, dass sowohl die Optik wie auch die Ausführung dem einen oder anderen nicht so ganz liegen werden. Der Couchtisch ist mit seinen 28,5 cm Höhe sicherlich auch recht tief. Ein normaler Couchtisch aus dem Möbelhaus hat 35 bis 45 cm Höhe. Aber: Wenn ich auf der Couch liege (welche ich erst noch kaufen muss), will ich auch auf den Fernseher schauen können ohne das mich Gläser und Flaschen stören. Daher habe ich den Tisch bewusst so tief gehalten.
Wer einen höheren Tisch haben will, braucht lediglich eine zweite Europalette zu kaufen und schon ist der Couchtisch 14,4 cm höher. Dann wäre er bei ca. 43 cm Höhe und liegt somit im Bereich der Möbelhaus-Fertigcouchtische.
X_FISH