09.
September
2010
Thunderbird beziehungsweise seine sämtlichen Vorfahren – von Netscape angefangen – bieten beim Adressbuch primär leider nur die Möglichkeit, sie lokal zu speichern. Natürlich gibt es inzwischen auch die Möglichkeit das Adressbuch zentral auf einem LDAP-Server abzuspeichern. Den meisten »normalen Anwendern« fehlt dazu allerdings höchstwahrscheinlich der passende Server.
Für den Heimgebrauch habe ich zwei Lösungen gefunden, welche auf ihre Art sicherlich die meisten Benutzer zufriedenstellen können.
Keine Synchronisation im eigentlichen Sinne bietet die Erweiterung Addressbooks Synchronizer. Eine wirkliche Synchronisation von Datensätzen wird mit Google Contacts erreicht, setzt jedoch einen Account bei Googlemail voraus.
Was ist Synchronisieren und wieso bietet eine der beiden als Erweiterungen für Thunderbird erhältlichen Lösungen keine echte Synchronisation?
Vereinfacht ausgedrückt sollen Daten in konsistentem Zustand bleiben und dafür abgeglichen werden. Ein Abgleich bedeutet, dass beide vorhandenen Quellen miteinander verglichen und gegenseitig ergänzt werden. Dies ist nur bei einem der beiden Erweiterungen gegeben. Daher fange ich mit Google Contacts an, welches die Synchronisation beherrscht.
Google Contacts bietet einen bidirektionalen Abgleich eines vorhandenen Adressbuchs eines Googlemail-Accounts mit dem Adressbuch auf welches Thunderbird zugreift.
Wenn bei Thunderbird im Offline-Modus Änderungen vorgenommen werden, werden diese mit dem Adressbuch bei Googlemail abgeglichen.
Änderungen, welche über die Webmail-Oberfläche bei Googlemail vorgenommen werden, werden für Thunderbird importiert und dort eingegliedert.
Nach der Installation der Erweiterung müssen lediglich die Verbindungsdaten eingegeben werden, anschließend holt sich Thunderbird automatisch die Adressdaten als Unterpunkt in das Adressbuch. Die Bedienung ist dementsprechend mit dem bereits bekannten Adressbuch von Thunderbird identisch.
Die Synchronisierung läuft bei mir problemlos, bisher habe ich keinen Datenverlust zu beklagen. Obendrein bietet diese Lösung noch einen weiteren Vorteil: Man hat auch online stets alle Kontakte zur Verfügung. Zumindest mir ist es in der Vergangenheit schon öfters so ergangen, dass ich jemandem eine E-Mail schicken wollte, seine aktuelle E-Mailadresse jedoch nicht parat hatte. Die war ordentlich daheim in Thunderbird abgespeichert und nur lokal erreichbar.
Addressbooks Synchronizer geht einen anderen Weg. Das Adressbuch von Thunderbird wird einfach vollständig in einen IMAP-Folder auf einem IMAP-Server abgelegt. Somit ist ein Konto bei einem IMAP-fähigen Server notwendig.
Es kann beim Start von Thunderbird automatisch vom Server wieder geladen werden und ersetzt dann das bestehende Adressbuch.
Das Ersetzen ist die einzige Schwachstelle im System: Daten werden nicht abgeglichen sondern überschrieben. Sollten aus irgendeinem Grund die Daten im IMAP-Folder nicht mehr aktuell sein oder bei einer Neuinstallation versehentlich gelöscht werden, sind sie für immer verloren.
Weiterhin stehen die Daten so maximal einem Client zur Verfügung. Hat man beispielsweise daheim seinen Laptop nicht ausgeschaltet und noch Thunderbird aktiv, wird dieser beim Schließen oder nach dem vorgegebenen Zeitintervall die Daten auf den IMAP-Server senden. Wurde gleichzeitig von einem anderen Thunderbird aus eine neue Adresse hinzugefügt »gewinnt« der Rechner, welcher zuletzt die Daten auf den Server schreibt.
Wurden die Daten außer Haus geändert ist in jedem Fall der Rechner daheim jener, welcher die Daten zuletzt auf dem IMAP-Server ablegt. Schließlich läuft er noch wenn der andere Rechner beziehungsweise Thunderbird längst beendet ist.
Für mich funktioniert die Lösung über Googlemail mehr als nur zufriedenstellend. Daher ist es für mich die bisher beste Lösung mein Adressbuch für den Zugriff unter Linux und Windows zu synchronisieren. Als positiven Nebeneffekt steht mir an anderen Rechnern ebenfalls meine gepflegte Adresssammlung zur Verfügung.
Wer keinen Googlemail-Account anlegen möchte und einen IMAP-Server eines anderen Anbieters nutzt, kann unter Berücksichtigung der genannten Schwachstelle auch mit Adressbooks Synchronizer zufrieden sein.
X_FISH