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31.

Juli

2003

Kreta – ein Reisebericht

Kreta 23.05.–30.05.2003

Vorgeschichte:

Eigentlich wollte Handschman ja alleine in den Urlaub abdüsen, aber wie es der Zufall so will fand er dann doch noch jemanden der sich bereit erklärte, ihn zu begleiten. Gut, der jemand musste dafür erst mal kündigen, aber so ist er halt der liebe Maddin.Selbstlos, treudoof und nebenbei bemerkt nicht schwindelfrei. Besonders der letzte Punkt sollte sich in vielfacher Hinsicht auf den Urlaub auswirken. Doch: Zunächst musste mal das Reiseziel gefunden werden.

The quest for the holy Reiseziel

Aus preistechnischen Gründen hatten wir uns ohnehin schon entschieden, via Last-Minute zu reisen. Erste Suchen im Internet ergaben, dass es in der angestrebten Preisklasse eigentlich zwangsläufig irgendwo auf die Balearen gehen muss, aber der Gang ins Reisebüro am Mi. 21.05 brachte ganz andere Dinge ans Tageslicht. Die nette junge Dame im Reisebüro zog uns »exklusiv aussehende« 2 Sterne Hotels auf Ibiza und Mallorca aus ihrem System und lange Zeit sah es so aus als ob wir tatsächlich auch dort landen würden. Allerdings zauberte Sie dann doch noch drei weitere Reisen hervor.

Die Erste wäre auf eine (uns bis dato) unbekannte griechische Insel (deren Name sehr schnell verdrängt war) gegangen. Vornehm ausgedrückt war es dort »sehr ruhig« und »sehr schön«. Sprich: Dort würde tote Hose in Zehnerpotenz herrschen – was der Schwester der Reiseverkehrskauffrau ganz, ganz arg im Vorjahr gefallen hatte. Vielleicht ja gerade wegen der Abgeschiedenheit, den Mietfahrrädern und den kostenpflichtigen Minikühlschränken bei Selbstversorgung? Das Ganze dann noch mit dem Faktor »Vorsaison« multipliziert entspricht dann das Urlaubsfeeling wohl eine ähnlich niedrige Punktzahl wie der des erotischen Faktor beim Dokumentationsfilm »Sexualleben von Nacktschnecken«. Sollte es diesen Film wirklich geben: Der letzte Satz ist als Metapher zu verstehen und basiert auf purer Fiktion.

Dann wäre noch etwas »ganz anderes« möglich gewesen: Bulgarien. Ebenfalls günstig, allerdings mangels vorhandener Reisepässe ausserhalb des Möglichen. Daher hielten wir unse rst gar nicht lange mit Katalogbildern und Zimmerbeschreibungen auf. Vielleicht ja was für's nächste Jahr? Mal sehen...

Der dritte und endgültige Vorschlag hieß »Kreta«. Nach kurzer Beratung wurde gebucht, Abflug Freitag morgen 8:05 Uhr. So weit so gut... Okay, Handschman hatte zwar keinen Urlaub an dem Tag, aber irgendwie würde es schon klappen und das tat es . Man hatte ja schließlich auch noch zwei Tage Zeit zur »Planung«.

Zurück vom Reisebüro wurden via Laptop noch schnell ein paar Infos über Kreta rausgesucht und überlegt, was man denn noch so zu kaufen habe. Im Endeffekt lief es dann auf reichlich Sonnencreme und After-Sun-Lotion raus. Ja, irgendwie waren wir schon unglaublich kreativ und vorbereitungswillig.

Gleich darauf wurden dann noch zwei Chauffeusen gebucht (Danke an Nine und Mo) die sich bereit erklärten den Flughafentransfer zu übernehmen. Alle notwendigen Dinge (»do you have an Auslandskrankenschein«) wurden noch kurzerhand besorgt dann war es an der Zeit abzudampfen. Das gerade aktuelle deutsche Wetter mit viel Regen machte uns den Abschied leicht.

Tag 1: Der Abflug

Gegen halb vier ging es dann gen Stuttgart auf den Flughafen. Leichte Rückbankprobleme von Maddin wurden mit einer lässigen Handbewegung einfach beiseitegefegt. Anschließend hatte Maddin einen eher lästigen als lässigen Diddl neben sich an der Scheibe kleben – was muß man nicht alles auf sich nehmen?

Stuttgart, etwa eine Stunde später. Wo bitte bekommen wir unsere Reiseunterlagen? Ach, dort. Nun denn: Nachdem wir unsere Reiseunterlagen am entferntesten Terminal abgeholt hatten begann die Suche nach dem Eincheckschalter, welcher wiederum am (von der neuen Position aus gesehen) entferntesten Terminal lag. Wenigstens waren wir durch den Spaziergang wach und hatten auch schon etwas Frühsport hinter uns gebracht.

Nach Sichtung des LTU-Schalters durften wir schon kurz vor 6 Uhr einchecken. Keine Schlange, nur ein Sicherheitsbeamter der einen unglaublichen Wissensdrang gegenüber Rasierschaum und Deo hat – soweit so gut. Vielleicht hatte er ja auch nur irgendwelche Bedenken? So in etwa das der langhaarige Bombenleger Maddin, welcher faszinierenderweise nichts für die Strahlenkanonen Auffälliges in seinem grünen Kofferchen hatte, vielleicht die eine oder andere Handgranate in Handschmans Koffer gelegt hatte? Jedenfalls hatte der nette Bediener der Strahlenkanone den wohl brilliantesten Spruch an diesem Morgen parat: »Ich frage Sie was Sie in Ihrem Koffer haben, das müssen Sie ja schließlich wissen!« – »Ja, Rasierschaum und Deo.« lautete die Antwort. Auch beim zweiten nachfragen hatte sich nichts am Inhalt des Koffers geändert. Wir kamen zum Schluss, dass die Leute ohne eine Schlange vor dem Gerät ihren Job irgendwie nicht so richtig ernst nehmen.

Nun was tut man 2 Stunden vor Abflug am Stuttgarter Flughafen? Klar, man macht seinem Reisegefährten, der im übrigen bisher noch nie in den Urlaub geflogen ist, Angst... Was kann auch er dafür, dass er bisher lediglich einmal im Kindesalter bei einer Sportmaschine mitgeflogen ist und sich seine ganze Flugerfahrung bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr nicht danach vermehrt hat? Sein Handicap nicht schwindelfrei zu sein bereitete dem offziell mit Flugangst belegten Handschman offensichtlich sichtlich viel Vergnügen.

Es kam wie es kommen musste: Der Flugangstkandidat setzt den nicht schwindelfreien Passagier natürlich auf den Fensterplatz.Tapfer folgten während dem Flug Statements wie »Nein, ich schau da jetzt nicht raus« oder »setz du dich halt hier her« auf informative Durchsagen des Flug(angst)erfahrenen in Form von »Guck doch mal runter, ist ganz toll da« oder »Schau mal wie der Flügel wackelt«.

Soweit so gut, nach einem relativ ruhigen Flug – abgesehen von den teilweise oben wiedergegebenen Diskussionen – und einem sehr unruhigen Landeanflug waren wir dann auf Kreta angekommen. Maddin kann jetzt zumindest allen beipflichten: Der Start ist nix, die Landung macht auch keinen Spaß – und mit so einem Nebensitzer wird auch der Flug zur Tortour. Wenigstens war's nur Kreta und nicht Australien!

Dann kam gleich mal der erste Dämpfer: Angeblich würden die Busfahrer streiken. Wir haben davon relativ wenig gemerkt, zumal wir keine 5 Minuten warten mussten bis dann »endlich« ein Bus zur Verfügung stand. Jedenfalls hat sich die Reiseleitung mehrfach brav für die Probleme entschuldigt, obwohl wir gar keine gehabt haben. Was einem vieleicht zu diesem Zeitpunkt beunruhigen hätte sollen war, dass ca. 15 Leute in einem schönen grossen Setra Bus sassen...

Der Busfahrer war irgendwie auch nicht wirklich aus der Gegend, doch durch die tatkräftige Hilfe eines Mitreisenden, der sich irgendwie besser auskannte und zudem auch noch des Griechischen mächtig war, sind wir dann doch noch irgendwann an »unserem« Hotel angekommen.

Nach dem wir im »Hotel Nefeli« eingecheckt hatten und unsere Sachen provisorisch in die vorhandenen Stauräume plaziert waren, gingen es erstmal an den Strand. Das Wetter zeigte sich nicht gerade in einer postkartentauglichen Urlaubsstimmung. Es war relativ bewölkt an unserem ersten Tag, aber für einen Spaziergang hat es gehalten.

Der nette kleine Kühlschrank in unserem Zimmer war auch schnell mit Getränken bestückt, darunter auch einer Vanilla Coke. Manche Leute wollen einfach nicht auf einen hören wenn man ihnen sagt »Nimm die nicht«. Wenigstens wurde nicht gleich im unverstand ein ganzer Liter von dem Zeug gekauft, die »Probepackung« mit 0,33 l hat voll und ganz genügt. Maddin ließ sich nach dem Flug halt von nichts mehr schocken und hatte auch den Glauben an Handschmans Warnungen verloren gehabt. Wer einen immer zum Rausschauen animieren will gönnt einem sicherlich nur aus reiner Boshaftigkeit keine Vanilla Coke! Nunja, offensichtlich hatte er dann doch irgendwie recht gehabt...

Bei unseren Spaziergängen am Abend und dem Abendessen im Hotel dämmerte uns langsam das irgend eine Kleinigkeit nicht stimmt... Man fühlte sich ein wenig wie in Indiana Jones 2: Wo sind all die jungen Leute? Die Antwort war uns schnell klar: Jedenfalls nicht hier auf Kreta! Maddin hatte schnell einen neuen Freund gefunden: Ein nicht wirklich ernstzunehmender Hund folgte uns auf unserem Spaziergang. Lag es an Maddins Frisur oder an was anderem? Jedenfalls wollte der Hund sich nicht verscheuchen lassen. Erst als wir zum Strand abgebogen sind, ließ er von uns ab und suchte sich ein neues Opfer zum Begleiten.

Ein wenig deprimiert entschieden wir uns noch einen kleinen Schlummertrunk auf unserem Zimmer einzunehmen. Ein Quad-Pack 0,5 l Amstel-Lager sollte es sein. Als bekennender Weintrinker ist Handschman zugegebenermaßen manchmal auf die Wirkung von Bier nicht vorbereitet.

Aber selbst Maddin war nach dem Konsum des Amstel etwas daneben. Wir haben keine Ahnung was in diesem Bier war, aber es hatte es echt in sich. Vielleicht lag es ja auch an den Zutaten aus den Niederlanden? Jedenfalls war es ja kein griechisches Bier sondern was Importiertes was wir da zu uns genommen haben. Nichts von wegen deutschem Reinheitsgebot also. Aber die folgenden Tage sollten ja belegen, das es nur eine konditionelle Schwäche war und wir diesen Aussetzer einfach hinnehmen mussten.

Abschließend zum »Bericht« des erstens Tages noch eine kleine Wetterimpression. So sah's beim abendlichen Spaziergang nach dem Abendessen am Strand aus. Eigentlich gehört ja bei jeder Urlaubs-Bildersammlung ein kitschiges Sonnenuntergangsbild mit rein. Das wollte aber partout nicht klappen. Daher später noch die ultimative Notlösung, welche Maddin in einem Augenblick geistiger Erleuchtung (oder war's doch Umnachtung) umgesetzt hat.

Tag 2: Der lange Marsch

Nachdem wir uns soweit eingelebt hatten blieb die Frage was wir nun so alles auf Kreta tun sollten.

Ein kurzer Besuch am Strand mit relativ bescheidenem Wetter brachte den lieben Maddin auf die Idee man könne ja mal nach Rethymnon laufen... Es sind ja nur ein paar Kilometer. Als gutgläubiger Mensch ließ der Handschman sich natürlich auf sowas ein. Der Marsch war lang, überwiegend leider recht steinig (am Strand entlang) und das Wetter wurde besser und besser. Sprich: Dank der immer weniger schüchtern agierenden Sonne wurde es deutlich wärmer und natürlich kassierte Maddin bis zum Abend ein paar gerötete Hautstellen – trotz Sonnencreme mit LSF 20. Dafür beklagte er sich – zumindest auf dem Hinweg – trotz FlipFlops an den Füßen nicht über irgendwelche Probleme mit dem Schuhwerk oder dem Weg an sich. In Rethmynon angekommen haben wir uns die tolle Strandpromenade, die Altstadtgässchen, die Festung und den venizianischen Hafen angeschaut.

Allerdings hat uns das ganze nicht wirklich vom Hocker gerissen, das Interessanteste der ganzen »Stadt« waren alte Zeitungsausschnitte sowie die Verlegungsmethoden für örtliche Elektrizität. Zum »normalen Tourismus« sind wir wohl einfach nicht kompatibel.

Als es Zeit war den Rückweg anzutreten wurden noch leise Zweifel an der Durchführbarkeit dieser Unternehmung laut, Handschman – das Original eines faulen Hundes – wollte sogar den Bus nehmen. Aber Maddin der alte Dauerläufer wollte unbedingt wieder zurücklaufen. FlipFlops hin oder her! Nach einigen Kilometern und schmerzden Füßen war auch er halbwegs bekehrt, ließ sich aber nicht von seinem Vorhaben abbringen. Getreu dem Klischee, das alle Männer jammern, machten wir uns also auf den Rückweg am Strand – auch weil es ohnehin kein Zurück mehr gab: Es war weit und breit keine Bushaltestelle mehr vorhanden, erst recht nicht direkt am Strand. Als besonderes Feature konnte Maddin mit einem leichten Sonnenbrand auf den Füßen dienen. Einigermaßen zu erkennen: Die Konstruktion seiner Flipflops – zumindest der breite Streifen auf der Oberseite der Füße...

Nach diesem Marsch waren wir relativ kaputt, liessen uns am Abend jedoch, nach einem Bierchen auf einer Liege am Strand, doch noch in der Bar Akropolis aka Costa´s nieder um den Grand Prix Sieg der Türken mitzuerleben. Dabei hatten wir die erste Begegnung mit unseren ersten Urlaubsbekanntschaften aus dem tulpenzüchtenden Nachbarland Deutschlands. Ein weiteres Highlight war der wohl teuerste Korea aller Zeiten. Es war wirklich schwer genug verständlich zu machen was ein guter Korea ist aber 5 Euro für einen halben Liter Korea (nein, da war kein Pfand mit dabei) ist dann doch etwas »unbillig«. Egal... Einmal ging das schon – und außerdem ist man ja im Urlaub! Zumal es immer wieder kleine Aufmerksamkeiten in Form von 2cl und 4cl »Mixgetränkproben« gab. Man muß es einfach nur lange genug an der Theke aushalten. Einziger Kritikpunkt: Es war definitiv kein 80/20 Korea – wenn überhaupt dan 50/50 oder 80/20 im falschen Verhältnis.

Tag 3: It´s Raining, Man

Nach dem Frühstück stand als erstes Automieten auf dem Programm. Also sind wir losgetigert und haben mal die Preise und Angebote der umliegenden Autovermieter überprüft. Schliesslich haben wir uns für eine Autovermietung und ein Auto entschieden (Peugeot 106), leider war dieses aber erst am Abend verfügbar. Also bekamen wir einen kleinen roten Fiat Seicento mit Klimaanlage für den Tag.

Soweit so gut, ist ja ein nettes Autole. Zwar etwas klein, aber abends würden wir ja ein besseres bekommen (dachten wir in unserer naiven Art zumindest). Wir entschieden uns erst mal auf die Südseite von Kreta zu fahren – an den »Bounty-Strand« (Oder war's doch der »Bacardi-Stand«? Egal. Hauptsache Werbung, Kommerz und Konsum!).

Im Vorfeld hatten wir uns ja schon via Internet über die verkehrstechnischen Gepflogenheiten auf Kreta informiert. Zwar las es sich etwas unglaubwürdig, doch schon bei der Busfahrt vom Flughafen zum Hotel konnten wir uns davon überzeugen, dass es nicht gelogen oder übertrieben war. Also hatte sich Handschman sehr schnell an die griechischen Fahrsitten gewöhnt und es ging auch mit unserem kleinen »roten Blitz« sehr zügig voran.

Zu zügig manchmal, da wir ab und zu einige Abbiege- oder sonstige Verkehrsschilder übersahen. Kreta gibt landschaftlich wirklich eine Menge her, viel grün, Schluchten und vieles mehr. Teilweise auch einfach zuviel Schlucht auf einmal für den armen Maddin. Der aufmerksame Leser erinnert sich sicherlich an die schwindelfrei-Thematik? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit – und Maddin läßt für ein kleines bischen Mitleid danken.

An einem netten Strand bei Plakias machten wir einen kleinen Zwischenstopp und legten uns zwischen die übrigen Touris an den Strand. Handschman konnte es natürlich nicht lassen und stürzte sich nach kurzer Überlegung auch kurz ins Meer. Im Grunde hätte er sich dies Sparen können, denn kurz darauf fing es an zu schütten. Während Maddin sich noch gar nicht richtig ausgepackt hatte, packten die übrigen Touristen um uns herum also schon wieder zusammen. Nun denn, machen wir's wie Lemminge. Nur flüchteten wir nicht in irgendwelche Hotels sondern in unseren Fiat.

Weiter ging es an den bereits oben erwähnten Werbe-Strand, für den man allerdings hätte was zahlen müssen. Die haben ja wohl einen Vogel! Nicht mit zwei Schwaben. Da wurde doch sofort wieder umgedreht. Außerdem fing es schon wieder an zu tröpfeln – wir konnten dem Regen also doch nicht davonfahren.

Nachdem wir noch eine kleine Hafenstadt besichtigt hatten an der aller Hotels wohl unbedingt Meerblick anbieten wollten (siehe Bild) fing es fast dauerhaft zu regnen an. Also fuhren wir und fuhren wir und fuhren wir.

Die abwechslungsreiche Landschaft und das tolle Radioprogramm (ein leicht rockiges Cover von Trios »Da da da«, später auch noch Outlandish mit »Aisha«, welches auf uns einige Wochen später in Deutschland lauern sollte) machten es einigermaßen erträglich. Handschman gelang es auch irgendwie, die doch merklich zunehmende Meckerrei von der Beifahrerseite gekonnt zu ignorieren. Maddin, dem selbst in Deutschland schon zu passive Fahrweise nachgesagt wird, war es einfach irgendwann zuviel nicht mehr das Kennzeichen vom Vordermann sehen zu können.

Das er es nicht sehen konnte lag diesmal nicht daran, dass er die Augen zu hatte. Es lag vielmehr daran, dass Handschman den Fiat wohl im Windschatten des Mazdas bewegen wollte. Maddin hatte jedenfalls nicht wirklich viel Vergnügen solange dieser Reiskocher vor dem Kühlergrill des Fiats fuhr. Vielleicht lag es ja auch daran, das der Maddin in anderen Dimensionen denkt. Schließlich ist er ja auf folgendes »programmiert«: »Bei DEM Abstand bekomme ich 1,9 Tonnen nicht mehr rechtzeitig zum Stillstand«. Handschman wird jedenfalls ein »rotes Mazda 323F«-Trauma von Kreta mit nach Hause genommen haben, während Maddin dem armen Seicento zwei Beulen ins Bodenblech auf der Beifahrerseite gedrückt hatte. Je eine für die dort gar nicht vorhandenen Pedale für Kupplung und Bremse.

Schließlich brachten wir unsere Marathonstrecke mit Heimfahrt über Heraklion doch noch zu einem erfolgreichen Ende. Knapp 250 km an einem Nachmittag im Regen auf Kreta – das bekommt sicherlich auch nicht jeder geboten. Vielleicht wäre das ja mal was für irgendwelche wildgewordenen Reiseführer?

Der Autotausch am Abend war noch ein weiters Highlight. Da gab man den nun doch irgendwie liebgewonnen Seicento ab und hatte die (völlig navie) Erwartung, ein besseres Auto zu bekommen. Nunja, wie schon erwähnt würde ein Peugeot 106 auf uns warten. Er entpuppte sich als eine ziemlich fertige Franzosenschleuder.

Kein Radio, Stoßdämpfer in Erstausrüsterqualität (nach ca. 62tkm – wenn der Tacho nicht gelogen hat), sprich: eigentlich gar keine Stoßdämpfer mehr. Spezielles Feature: Die wie wild klappernde Rückbank. Ist sie vielleicht nicht verriegelt worden? Kurzer Kontrollblick: Doch, sie war verriegelt.

Eine kurze Spritztour im neuen Gefährt – diesmal mit Maddin am Steuer – brachte uns noch einmal nach Rethymnon. Aber bis auf human randalierende Fußballfans gab es da auch nix besonderes. Maddin erschreckte noch eine Bettlerin mit seinem zügigen Einparkstil, aber das war's dann wirklich gewesen. Was bleibt einem da groß übrig? Keine wirklich große Anzahl von »jungen« Leuten auf Kreta zu finden, nix los... Hmmmm.

Also stand erst einmal der Einkauf von Korea für den Strand auf dem Programm. Die langen Öffnungszeiten könnten sich auch in Deutschland bei einem Baggersee in der Nähe durchaus als sehr, sehr praktisch erweisen. Gemischt wurde stilecht im Zahnputzbecher am Strand. Schliesslich war das dann deutlich billiger als bei Costa. So verbrachten wir den Abend mit Korea in den Zahnputzbechern hochphilosophisch am Strand, natürlich in unseren zukünftigen nächtlichen »Stammliegen«. Zum krönenden Abschluß gab es zu ganz später Stunde noch Amstel Bier auf dem Zimmer, verbunden mit Hans Werner Olm hören. So kann man auch (mehr oder weniger) zufrieden einen Urlaubstag abschließen.

Noch in der Nacht das Bild zum nächsten Tag (war ja eigentlich schon nach Mitternacht: Nummer Vier, daher vier Finger.

Tag 4: Sonnenbrand und Spaß mit Hunden

Dieser Tag fing schon sehr gut an. Da will man mit seinem Auto an die Strände fahren und schon springt es erstmal nicht an – zumindest bei uns nicht. Dank »professioner Hilfe« lief er irgendwann wieder und wir machten uns auf, um einen netten Strand kurz hinter Rethymnon zu finden. Maddin fuhr uns gekonnt-gemütlich an einen einigermaßen akzeptablen Strand, an dem er sich dann auch prompt (wieder) einen netten Sonnenbrand holte, trotz ordentlichem Einschotzens mit bereits erwähnter Sonnencreme mit LSF 20. Ab diesem Zeitpunkt konnte man ihm auf den Rücken »klopfen« wenn man was von ihm wollte – zumindest konnte man sich dann seiner vollen und ganzen Aufmerksamkeit gewiss sein. Inzwischen war er überzeugt davon, dass die »0« der »20« nur ausversehen auf der Flasche angebracht worden ist.

Nach diesem kurzen Sonnenbad hatte er zumindest die Schnauze voll und wollte nicht mehr im Sand sondern lieber im Bett noch etwas pennen. Handschman legte seine offensichtlich sonnenunempfindlichere Haut für noch einige weitere Stunden am Strand in Hotelnähe in die Sonne und holte sich den solidarischen Sonnenbrand in einer kleineren Dosierung.

Das Abendprogramm begann würdig mit einem Quad-Pack Amstel in den Liegen, welche wir ja schon in der Nacht zuvor für eben diesen Zweck auserkoren hatten. Da die Wirkung nicht derart heftig wie am ersten Abend ausfiel, wurde daraufhin noch eine Runde Hauswein von uns in einer Taverne getestet, welcher echt lecker war. Hinterher noch irgendwas mit Ouzo drin, natürlich für lau. Da Maddin noch nicht pennen wollte lies sich Handschman von ihm noch glücklicherweise breitschlagen, nochmals zu Costa (für die weniger aufmerksamen Leser: Ins Akropolis) zu gehen. Das Maddin keinen Schlaf brauchte war wenig überraschend. Erst am Strand pennen und danach noch im Hotelzimmer an der Matratze lauschen – da kann man lange wach bleiben.

Ahnungslos saßen wir an der Bar und tranken unsere Drinks, als plötzlich zwei Mädels, welche schräg gegenüber an die Bar saßen, tuschelten und lachten. Wir gaben natürlich auch untereinander Kommentare über die zwei ab bzw. den beschriebenen Sachverhalt ab, bis schließlich die kleinere Brünette herüberkam und sich prophylaktisch entschuldigte und dabei beteuerte, sie (also die beiden) würden gar nicht über uns lachen, uns aber aus dem Hotel kennen – zumindest vom Sehen.

Da wir eh schon angetruken waren sprach Handschman sie im Zuge eines Restroom-Besuches noch an und wir kamen ganz nett ins Gespräch. Nein, es war keine Unisex-Toilette, Handschman nutzte die langen Wege zum stillen Örtchen um ein Gespräch anzufangen. Der gute Maddin hat mit seinem betörenden Charme wieder ganze Arbeit geleistet und war schon mit »arrogant« und »unfreundlich« gebrandmarkt worden (was allerdings erst später herauskommen sollte...).

Zurück zu den Tuschlerinnen: Nina und Tanja aus Duisburg, 25 und 29. Wir tranken und redeten, der Alkoholspiegel stieg, dafür wurde es in den Geldbeuteln immer leerer. Da kamen auch noch unsere Freune aus dem Land welches von Tulpen und orangefarbenen Fußballtrikots geprägt wird. Nina (brünett, klein – wir erinnern uns?) hatte inzwischen mit fast allen Gästen Bruderschaft getrunken und zeigte gesteigertes Interesse an unseren holländischen Freunden. Nach noch mehr Alkohol dank kostenloser alkoholhaltiger Getränke von Costa, entschied man sich noch in eine Disco ganz in der Nähe zu gehen. Da wir eh nix besseres zu tun hatten gingen wir da natürlich mit.

Den Namen »Disco« hatte das ganze natürlich eigentlich nicht verdient. Das Dingens nannte sich »Sky-Park« und war wohl sowas wie eine Mittelklasse-Absteige für mehr oder weniger besoffene Engländer. Dicke Engländer und Engländerinnen tanzten auf der Theke zu (wie es Handschman formuliert) »BumBum«-Musik und fühlten sich dabei wirklich gut. Also ein guter Ort für Maddin (welcher die Musik eher als »Songs von 1992 bis 1996, lediglich mit neuer Basslinie« bezeichnete) und Handschman, da wir immer so zwangsläufig was zum Lachen hatten.

Die zwei Mädels liefen dabei zur Höchstform auf das es eine wahre Freude war. Die hüpften und tanzten und soffen – Reihenfolge variabel. Nina knutschte dann auch noch irgendwann mit dem Holländer ohne Freundin rum und wir hatten alle eine Mordsgaudi – zumindest in diesen Augenblicken. Die späte Rache des Abends sollte ja noch folgen. Jedenfalls kamen Handschman und Maddin voll und ganz auf ihre Kosten. Endlich mal wieder Besoffene beobachten ohne selbst bereits als potentieller Kandidat für solche Dummheiten zu kandidieren, wie eben in diesem »Sky-Park« bereits abliefen.

Mit den Tulpenzüchtern verabredeten wir uns derweil für den nächsten Tag am Strand, während sich der konditionelle Absturz bei den Mädels breitmachte. Zuerst bei Nina, welcher ein wenig schlecht wurde. Ob es nun vom Alkohol oder von holländischen Körpersäften war sei mal dahingestellt, jedenfalls erklärten wir uns selbstlos bereit, sie ins Hotel zurückzubringen.

Maddin hatte inzwischen ohnehin genug von halbnackten, leicht übergewichtigen Engländern auf der Theke gehabt und sich schon mal vorsorglich vor die Türe des »Sky-Park« begeben. Der Rest schien es nicht sonderlich eilig zu haben. Auf der Straße wollte Nina noch eine kleine »Dirty Dancing«-Tanznummer abziehen, und mit einem kurzen »er fängt dich« wendete Maddin die heranstürmende Inkarnation von »Baby« von sich ab – und dem Handschman zu. Dieser hatte natürlich alle Hände voll zu tun, schließlich stand man nicht in einem See und die Straßen von Kreta laden nicht gerade zum hin- bzw. umfallen ein. Nach der mißlungenen Hebefigur folgte ein Blick in die Runde. Wo war denn der Rest? Noch immer vom Anblick der tanzenden Engländer hypnotisiert? Nein, da kam er auch schon zur Tür heraus. Da Tanja aber nicht allein bleiben wollte und die Tulpenzüchter sich soweit auch entschlossen hatte, für diesen Abend genug gehabt zu haben, gingen wir alle Richtung Hotel. Nunja, ein Teil torkelte eher ein wenig, aber das tut ja nichts zur Sache. Der Weg war das Ziel – zumindest irgendwie...

Auch Tanja hatte ihren Spass als wir noch einen Hund auf der Straße trafen und sie auch einen Speichelanteil an die Hand abbekam. Das »liebe Tier« freute sich offensichtlich, mitten in der Nacht noch eine Gruppe von »Spielgefährten« gefunden zu haben. Leider hatte der Hund ja keine Ahnung was er da angerichtet hatte. Nach einem netten Gespräch zwischen Tanja und dem deutschen (oder zumindest perfekt deutsch sprechenden und RTL-anschauenden) Nachtportier ( Zitat: »Ein Hund hat mich geleckt und ist mir danach zwischen den Beinen durch«) gelangten wir unter Gelächter zu unserer benötigten Nachtruhe – und der Portier sollte die weiteren Nächte ein gewisses Lächeln bekommen wenn die Nachtaktiven der Zimmer 144 und 244 wiedermal die letzten beiden verbliebenen Schlüssel bei ihm vom Schlüsselablagekissen abholten.

Tag 5: Höhenangst und Koreaner am Strand

Nach dem Frühstück machten wir uns wieder mit unserem tollen Auto auf den Weg Kreta zu erkunden. Nachdem wir uns den größten Süßwassersee Kretas angeschaut hatten, welcher im übrigen gar nicht so leicht zu finden war, machten wir uns nach einigen Wegproblemen auf den Weg durch ein Gebirge Richtung Südküste. Dank dem unglaublichen Geschick Maddins, bei nicht wirklich ausgeschilderten Kreuzungen mit absolut verblüffender Präzision immer den falschen Weg zu wählen, fiel die Fahrt etwas länger als erwartet aus. Dafür gab es jede Menge Landschaft zu sehen.

Abgesehen von einigen wilden Müllkippen – warum schmeißt jeder Haushalt in Kreta mindestens einen Kühlschrank in die Pampa? – tat sich immer wieder die in Reiseführern angepriesene wunderschöne Landschaft vor uns auf. Anfangs war es ja noch für uns beide schön anzuschauen, gegen später konnte nur noch Handschman die Aussicht geniessen, da Maddin sich seiner Höhenangst ergab und seine Augen schloß, sobald sich ein Abgrund auf der Beifahrerseite des Autos auftat. Die engen Straßen durch die Steinschluchten Kretas gepaart mit dem handschmännischen Fahrstil sind nicht wirklich was für Leute mit Höhenangst!

Handschman hatte zumindest Gefallen an Landschaft und Fahrerei gefunden. Die Bremsen useres »Autos« hielten erstaunlich gut, zumindest bis wir das schlimmst hinter uns hatten. Irgenwann begannen diese dann doch noch zu quitschen, was aber bei solchen Strecken wohl nix Ungewöhnliches sein dürfte.

Nachdem genügend weggefahrene Straßenbegrenzungen (teilweise mit und teilweise ohne Autowracks 10 Meter tiefer dahinter) passiert waren, hatten wir endlich wieder keine steile Abgründe am Straßenrand. Die Südküste hatte uns wieder. Dort angekommen machten wir einen kleinen Strandstopp an einer kleinen Festung. Maddin begrüßte den festen Boden unter seinen Füßen und musste irgendwann realisieren, dass man ja auch wieder zurück an die Nordküste fahren musste. Kaum glaubt man, man hat irgendwas hintersich gebracht, kommt es auch schon wieder wie ein Bumerang zurück. Also Zähne zusammenbeißen, Augen zusammenkneifen und für die Bremsen und Handschmans Fahrstil ein stilles Gebet sprechen. Dann ging es auch wieder zurück auf ähnlich anspruchsvollen Straßen. Die Einzelheiten der Rückfahrt lassen wir jetzt einfach mal aus, Maddin möchte nicht permanent dieses Kapitel des Kreta Urlaubs aufarbeiten müssen – was hoffentlich nachvollziehbar ist?

Das kleine braune Etwas auf dem Bild (unten links) ist übrigens eines der erwähnten Wracks – mit dazugehörigem Loch in der steinernen »Leitplanke«... Soviel zum Thema Fahrsicherheit auf Kreta – und zu den fadenden Bremsen...

Zurück in den heimatlichen Gefilden trafen wir uns wie verabredet mit den Tulpenzüchtern am Strand. Diese hatten ihre Chance genutzt und sich mit Smirnoff Ice für 1,50 Euro das Stück ordentlich eingedeckt. Es war zwar erst früh am Nachmittag, doch die eine oder andere Flasche war schon geleert bzw. inzwischen wieder mit Sand aufgefüllt worden.

Dort tauschten wir Eigenheiten und Unterschiede des deutschen Lebens im Vergleich mit dem holländischen aus. Alles auf einem verblüffend flüssigen (wenn auch holprigen) Englisch mit Themenhighlights wie der deutschen Jugendsprache, Jahresgehälter und warum der TÜV in Deutschland wirklich alles wissen will und sein Pendant in den Niederlanden da nicht so wissensdurstig ist, aber jedes Jahr einmal das Fahrzeug sehen will. Jedenfalls sehr spaßig und durchaus auch informativ.

Wir verabredeten uns für den Abend auf eine kleine Strandfeier, auf der wir ein wenig selbstgemischten Korea mirbringen wollten. Also wurden erst noch ein paar ruhige Stunden verbracht, um genügend Energien für den Abend sammeln zu können. Nach dem stundenlangen herumfahren war dies auch bitter nötig.

Nach dem wir die notwendigen Zutaten inklusive Plasikbechern gekauft hatten, ging es auch schon an das Mischen. Insgesamt vier 1,5 Literflaschen wurden zu einem vorsichtigen 1:1 Gemisch vermengt. Hierfür hat sich natürlich die zimmereigene Dusche hervorragend angeboten, schließlich konnte man die klebrigen Spuren sofort und einfach entfernen.

Nachdem Nina und Tanja beim Abendessen ebenfalls über das anstehende Ereignis informiert wurden ging es dann an den Strand zu unseren Liegen. »Left side, front row, fist seats.« Wir entschieden uns dafür, »lediglich« drei Flaschen Korea mitzunehmen. Nachdem dann alle mit etwas Verzögerung eingetrudelt waren, hatten wir einen wahrlich recht vergnüglichen Abend am Strand.

Den zwei Damen ging es leider vom Vortag her nicht ganz so gut, daher verzichteten Sie weitestgehend auf alkoholische Aktivitäten. Die holländischen Banausen liessen sich auch nicht überreden unseren leckeren Korea mitzutrinken und blieben bei ihrem Smirnoff Ice. Nunja, am Zuckergehalt des Gesöffs kann es ja nicht gelegen haben. Da wir nicht vorhatten, die Flaschen wieder zurückzuschleppen, blieb uns nichts anderes übrig, als unsere 4,5 Liter alleine zu trinken.

Nach vielen hochphilosophischen Diskussionen und durch wiederholtes lautes Aufstossen der .nl-Fraktion aufgebracht, entschied sich Duisburgerin Nr. 1 (Nina) dazu sich zurückzuziehen und wurde prompt noch bis ins Hotel eskortiert. Bald darauf machte sich eine allgemeine Aufbruchstimmung breit, da unsere holländischen Freunde am nächsten Tag auf einen Ausflug durch die Samaria Schlucht vor sich hatten. *evilgrin*

Tag 6:

Auch wenn es Handschman nicht wahrhaben will: Der Vorwurf von Maddin, er würde Nachts so schnarchen, dass Langhaarige nicht mehr einschlafen können, hat seine Daseinsberechtigung. Daher musste Handschman sich alleine zum Frühstück begeben. Dort saß er aber nicht einsam am Tisch, da sich Tanja und Nina erbarmten und ihn an ihrem Tisch aufnahmen. Dies hatte den günstigen Nebeneffekt, dass er umgehend als »Drogenkurier« von Nina missbraucht werden konnte, da sie ihm eine kleine listige Pille für Maddin bzw. den Rückflug mitgab.

Da keiner Lust hatte noch ein wenig mit Handschman der Insel rumzugurken (Maddin lag ja nun endlich schlafen könnend im Bett und die beiden Frühstücksgesellschafterinnen waren wohl von Maddins Ausführungen zum Fahrtverlauf geschockt genug gewesen), brach er eben alleine Richtung Chania auf. Da das Wetter allerdings mal wieder relativ bescheiden war, bot sich ihm wegen dem Regen eigentlich keine grosse Gelegenheit das Auto zu verlassen. Trotzdem war es eine ganz nette Fahrt an der Küste.

Maddin hatte es dann irgendwann so gegen 11 Uhr auch aus dem Bett geschafft und wandelte zum Strand. Klar. Genau dann musste es auch anfangen zu tröpfeln. Was sind schon ein paar Tropfen? Das geht schon wieder weg. Damit sollte er sogar einigermaßen Recht behalten, aber Sonne gab's auch nur gelegentlich. Gegen Mittag kam dann Hanschman wieder am Hotel an und gabelte dabei den vom Strand zurückkehrenden Maddin auf. Im vergleich zu den paar Tropfen in Hotelumgebung kam Handschman zur Erkentnis, dass er den halben Morgen auf der Insel herumgefahren ist, um dann am Startpunkt der Exkursion das beste Wetter (relativ betrachtet) der Insel vorfinden zu dürfen – war wohl auch irgendwie deprimierend für ihn.

Dafür gab's dann bei Costa eine gemütliche Runde zu viert, wobei dann die Teebestellung vom Maddin sich auf seinen »Urlaubs-Spitznamen« auswirken sollte...

Die lieben Duisburgerinnen hatten sich netterweise bereits Liegen und einen Sonnenschirm am Strand gemietet, also legten wir uns – natürlich nach erfolgter netter Einladung – einfach dazu.

Das sonnenanbetende Duett, bestehend aus Handschman und Tanja röstete anschließend in der Sonne, während Nina sich ins Hotel zurückzog und Maddin – mal wieder – einen mehr oder weniger kleinen Spaziergang auf sich nahm. Elendig starker Wind machte es einem unmöglich, sich ohne einen Windschutz in den Sand zu legen. Außer man wollte sich seine alten Hautschuppen sozusagen »naturbelassen sandgestrahlt« vom Körper abschleifen lassen. Das Wetter hielt und der Wind sorgte nicht nur für viel Sand in allen möglichen Rucksäcken und Behältnissen, sondern auch für eine angenehme Abkühlung.

Der Abend sollte der letzte Abend bzw. die letzte Nacht für die Holländer darstellen. Nach zwei Wochen auf Kreta würden sie am nächsten Tag den Flieger besteigern und zurück ins Land reisen, welches bei uns für orange angezogene Fußballfans, Gouda und Tulpen bekannt ist. Umgekehrt scheinen sie der festen Überzeugung zu sein, an jedem deutschen Fahrzeug muß mindestens ein »Bitte ein Bit«-Aufkleber an der Heckklappe prangen. Also trafen wir uns – wie könnte es auch anders sein – wieder im »Akropolis« bei Costa. Der gute Maddin wurde sogleich von den beiden deutschen Damen verplant für eine gewisse »Ablenkung« zu sorgen, damit Tanja ungestört »zuschlagen« konnte. Jaja, Insider sind schon scheiße für Außenstehende, gell?

Zwischendurch noch etwas, das jetzt zum Verständnis des Textes wichtig ist: Es scheint eine weibliche Domäne zu sein – das erfinden und zuteilen von scheinbar völlig unpassenden und nicht logischen Spitznamen. Mr. Spock würde sich sicherlich selbst den K.O.-Griff verpassen wenn er den Ausführungen hätte folgen müssen. Nur soviel: Maddin lief als »Teekesselchen« – weil er nachmittags einen Tee bestellt hat. Warum Handschman als »Stiffler's Mom« bezeichnet würde ist jetzt zu kompliziert und würde garantiert zuviel Text hier verschlingen. Daher weiter zu den Bekannschaften aus .nl: Dirk wurde zu »Horst« weil »Derrek« wie »Derrick« klingen würde. Soweit noch alles im grünen Bereich? Gut. Von »Derrick« kommt die Damenwelt dann auf »Horst Tappert« und somit auf »Horst«. Kann man jetzt nachvollziehen warum wir »Stiffler's Mom« nicht erklären können? Okay, wir haben es vergessen bzw. bekommen es nicht mehr gebacken. Übrig im Reigen bleibt eigentlich nur noch Marcel aus .nl, welcher als »King of Queens« sein Dasein fristete. Hier geht es etwas flotter: Marcel klingt wie »Parcel« und da Doug als IPS-Fahrer arbeitet, also bei einem Paketdienst: »King of Queens«.

Was wir (beinahe) nicht verstehen können ist, dass Maddins (umzingelt und völlig hilflos) Geständnis von wegen »Tinnitus-Ladys« nicht sonderlich gut ankam. Hey, wenn man aus irgendwelchen Gründen gerade noch so an einem weiblichen Spitznamen vorbeigeschrammt ist (wir erinnern uns an diesen wohl weiblichen Teekessel aus »Die Schöne und das Biest« von Disney?) ist man eben irgendwie ehrlicher als es die Situation gerade verlangen würde... *nak* *nak* *nak*

Zurück zum abendlichen Geschehen: Zwar dauerte es etwas länger (und die gewisse Ablenkung trat natürlich nicht ein), jedenfalls trennten sich die Holländer von ihren weiblichen Begleitern um mit uns deutschsprachigen Viererpack vor dem einsetzenden Regen irgendwo einen Unterschlupf zu finden. Wir setzen uns in eine mit englischen und schottischen Fahnen dekorierte Bar, also der ideale Aufenthaltsort für Deutsche und Holländer. Zum Glück (?) war die Bar ohnehin fast leer und – im Gegensatz zum »Sky-Park« – lief sogar gute bzw. angenehme Musik bei humaner Lautstärke. Das ganze gepaart mit dem Regen und einem Platz direkt an der Straße in einem mit dicken Polstern bestückten Stuhl. Maddin fühlte sich pudelwohl und fing an Garbage »I'm only happy when it rains« zu zitieren.

Während sich dann nacheinander je ein Holländer paarweise mit einem der Begleiterinnen auf irgendwelche Wege machten, hatten Handschman und Maddin wieder Zeit, die Situation zu analysieren. Wer wo war und wie und was und überhaupt wird man wohl nie so recht erfahren. Irgendwie Kindergarten pur in einem Ort, in dem das Durchschnittsalter der Touristen wohl bei ca. 40 lag... Nachdem Handschman die sichtlich genervte Nina in ihr Zimmer gebracht hatte, wartete Maddin solange mit »Horst« auf die beiden verbliebenen »vermissten« Personen. »Horst« hatte sich den letzten Abend bzw. die letzte Nacht auf Kreta auch deutlich anders vorgestellt gehabt, und war daher inzwischen mehr als einfach nur leicht angenervt. Verständlich, schließlich stand man im Regen herum, die Bars waren entweder schon geschlossen oder von reichlich alkoholisiertem Tourigesocks bevölkert und er konnte ohne »King of Queens« nicht ins Zimmer zurückkehren, da sie nur einen Schlüssel hatten.

Irgendwie nahm der Abend dann für uns beide vor unserem Hotel ein Ende (so gegen drei Uhr?). Wie dem auch sei, bewährt und wiederholungsbewusst gab es nach diesem Theater auch noch eine Dose Mythos für jeden als Schlummertrunk, gepaart mit einer Runde Olm auf den Lauschlappen.

Tag 7: Sintflut?

Der Morgen begann relativ gelassen und trocken. Direkt nach dem Frühstück wollte Maddin in seiner »ich finde elendigen Wind und Regen klasse«-Phase noch kurz einen Spaziergang machen und Handschman ließ ihn den natürlich nicht alleine machen. War es nun seine ausgeprägte Gutgläubigkeit oder weil er nichts besseres zu tun hatte? Jedenfalls stand er dem Spaziergang von Anfang an sehr skeptisch gegenüber. Seine Skepsis war auch angebracht, denn wir kamen »leicht« in den Regen.

Anscheinend ist es auf Kreta nicht üblich, in T-Shirt und Jeans durch den strömenden Regen zu laufen, zumindest dann nicht, wenn man in der Hotellobby steht und kleine Wasserpfützen auf dem Boden verursacht. Auch zuvor wurden wir irgendwie komisch von der Seite angesehen . Was ist denn so schlimm daran, wenn man triefend naß und ohne Schirm oder Regenkleidung durch ein Gewitter läuft? Uns ist das schleierhaft. Vielleicht lag es an unseren belustigten Blicken auf die »ich stelle mich in einer Telefonzelle unter«-Fraktion und dem wasserscheuen »ich bekomme meinen Regenschirm schon noch auf«-Gesockse? Wie schon erwähnt kamen wir jedenfalls triefend naß wieder im Hotel an, gerade rechtzeitig um vom Balkon aus den aufziehenden kleiner Sturm beim toben zuzuschauen. Gepaart mit viel Regen und ein paar Hagelkörnern hatte der Wetterevent an sich schon was zu bieten.

Daher blieb uns am sechsten Tage nichts anderes übrig, als den Tag im Hotel schlafend, lesend und musikhörend zu verbringen. Nunja, fast. Handschman konnte nicht widerstehen und musste noch die Telefonanlage vom Hotel ein kleines bischen ausprobieren. Es wurde mit einem »du Arsch« gedankt... *blickinrichtungderweiblichenurlaubsbekanntschaften*

Aber: Einige mutige Gestalten wagten sich bei strömendem Regen in den Pool, folglich gab es auch noch andere Menschen mit Galgenhumor auf Kreta – oder waren sie einfach nur »poolgeil« und hatten noch nie so viele freie Liegen gesehen gehabt? Irgendwie beruhigend und beunruhigend zugleich.

Gegen abend hörte der Regen dann doch wider erwarten auf und die Himmelspforten hielten dicht. Bei einem kleinen Ausflug an den Strand konnten wir dann mal ein recht unruhiges Mittelmeer begutachten, welches bereits schwer am Strand gewütet hatte. Zumindest waren unsere »Stammliegen« nicht mehr da, wo sie normalerweise stehen. Somit stand es fest: Heute kein Korea am Strand.

Nachdem wir es uns daher auf dem Balkon mit unserer letzten 1,5 Literflasche Korea bequem gemacht hatten, brachen wir ein paar Stunden nach Sturmende Richtung Costa auf um unseren Abschlußabend würdevoll zu begehen. Auf dem zum Akropolis hat Maddin es übrigens doch noch geschafft, einen Sonnenuntergang zu fotografieren. Eigentlich ja sogar gleich zwei auf einmal. Zwar nicht wirklich am Strand, aber so ein Postkartenständer hat doch einiges zu bieten...

Nina und Tanja gesellten sich im Laufe des abends zu uns – obwohl sie uns zunächst versehentlich (?) übersehen hatten... Hätte uns das zu denken geben sollen? Ne, nicht im geringsten! In der Zwischenzeit konnten Costa einen Gefallen tun, indem wir den Bass auf seinem HighEnd-Musik-PC mit griechischem Windows ein wenig dämpfen konnten. Mit Maddins Hilfe wurde sich dann – quer auf der Theke liegend – durch ein griechisches Windows98 geklickt, bis die Regler der »Wiedergabesteuerung« (wie auch immer sie auf griechisch heißen mag) endlich auf dem Schirm waren. Anschließend wurde noch ein netter Eintrag in das Gästebuch der Akropolis verfasst. Die Bilder sind zwar nicht ganz so der Bringer, aber immerhin wurde es für die Nachwelt im digitalen Format festgehalten.

Nach vielen Getränken sowie kostenlosem Tequila und anderen Gratis-Mini-Cocktails war dann irgendwann der Pegel erreicht. Ja genau: Der Pegel, an dem wir uns in das/den »Sky Park« wagen können und nicht mehr mit Spontanblutungen der Ohren aufgrund der abgespielten Musik renchen mussten.

Dort hatte Maddin auch noch eine seltsame Erfahrung an der Bar machen dürfen. Erstens: Es dauert etwa 15 Minuten bis man sein Bier bekommt. Ursache: Sie hatten keine Bierkrüge mehr. Tscha, dann schaff euch halt Flaschenbier an ihr Luschen! Weiterhin war (mehr oder weniger plötzlich) in seinem Umkreis ein Sicherheitsabstand von 2 Metern zu beobachten. Nein, Maddin hat nicht mit seinen bekannten Tanzmethoden an der Bar agiert. Das hätte ja auch nur einen Sicherheitsabstand von bis zu 1,5 Metern gerechtfertigt. Es lag wohl an der Kombination von dunkler Kleidung, gepaart mit einer deutschen Feldjacke aus den 80er Jahren. Vermutlich sind die zartbesaiteten Gäste aus .co.uk und .nl sowie .no, .se und .fi seelisch und moralisch nicht auf einen langhaarigen Bombenleger eingestellt gewesen, der lediglich ein Bier möchte. Jedenfalls war es für die übrigen drei ein relativ lustiger Anblick bis Maddin dann sein Heinicken im vom waschen noch immer gut warmen Bierkrug hatte.

Für die beiden Mädels sollte die Nacht noch deutlich länger gehen als für uns und wir verabschiedeten uns dann mal. Der letzte Abend bzw. die letzte Nacht auf Kreta war an seinem/ihrem Ende angekommen und wir begaben uns irgendwann (so etwa gegen 3 Uhr) zurück ins Hotel.

Tag 8: Back to Germany

Nach einem frühen Weckruf hatten wir unsere Sachen relativ schnell gepackt und wir marschierten zum Frühstück. Danach noch mal kurz auf's Zimmer, Endkontrolle und ab mit den Koffern und Rucksäcken nach unten. Der Bus zum Flughafen sollte uns um kurz nach neun abholen – obwohl es noch ewig bis zum Abflug dauern sollte.

Durch einen (un)glücklichen Zufall machten wir bzw. Maddin auch noch die Bekannschafft mit »Hannelore«. Wieder ein Spitzname, welcher von der Damenfraktion ausgewählt worden ist. »Hannelore« hatte Nina und Tanja (vorallem wohl Tanja) einige Tage lang verbal gequält. Schon nach wenigen Augenblicken des »Gesprächs« (eigentlich war es ja nur ein Jammern von »Elfriede« über das Hotel, das Wetter, die Leute und die angeblich unfähigen Beschäftigten in Personal und die böse, böse Reiseleitung. Daher ein FULLACK für die Wortwahl »Qual«. Wir konnten uns ja noch mit einer Ausrede nach ca. einer Minute davonstehlen – nicht auszudenken, was die Frau an der Nachbarliege an Pool oder Strand anrichten könnte... Wenigstens hatten wir nicht viele Leute mit blutenden Ohren gesehen – oder sie hatten sich nicht mehr vor ihre Türe getraut?

Als der Bus zum Abholen vorfuhr, folgte noch eine schnelle Verabschiedung von Tanja und Nina, welche es inzwischen auch verblüffend ausgeruht ans Frühstückbuffet geschafft hatten. Wir gaben für die beiden noch ein antialkoholisches Abschiedsgeschenk an der Rezeption ab und bestiegen den Bus. Doch es sollte nicht direkt Richtung Flughafen gehen, zunächst wurden diverse Hotels abgeklappert und die übrigen Flugwilligen füllten den Setra nach und nach auf.

Doch endlich am Flughafen angekommen folgte das, was Maddin ja unbedingt auch noch erleben musste: Nerviges Einchecken mit sehr nervösen und aggressiven Rentnern. »Ist das unser Flug? Erich, nun guck doch mal!« gefolgt mit brachialem Ellenbogeneinsatz – das macht doch Spaß, da hegt man gar keinen Groll. Irgendwann hatten wir es dann auch mehr oder weniger guterhalten durch alle Schalter und Tore geschafft und saßen im der klimatisierten Wartebereich. Wie? »Letzter Aufruf für...« Meinten die gerade unseren Flug? Scheint so. Also ab dafür und vor zur Schlange. Schon dort und spätestens im Bus zum Flugzeug war es klar: Hier sind wir richtig. An allen Ecken und Enden waren schwäbische Laute zu vernehmen. Irgendwie beängstigend!

Im Flieger wurden die Sitzplätze für den Flug diesmal anders vergeben. Ab mit dem Flugängstling ans Fenster und der Nicht-Schwindelfreie kam zum Gang hin. Da Ninas Droge beim Maddin sehr schnell anschlug, war dies ein relativ geruhsamer Rückflug. Sowohl für Maddin, der auch in Stuttgart noch sehr »gelassen« unterwegs war, als auch für Handschman, der sich kein Gemecker anhören musste – auch wenn er es zwischenzeitlich schon wieder darauf angelegt hatte.

In Stuttgart angekommen wurden wir von Moni schön nach Haus gebracht, welch ein Service. Maddin konnte sein geballtes VW-Wissen wieder aufwenden: Trotz nicht ganz zurechnungsfähigem Zustand beherrschte er, im Gegensatz zum Handschman, das Öffnen eines Golf III Kofferaumdeckels. Da soll der Handschman nochmal daherkommen von wegen »Du kannst ja nicht mal die Beifahrertüre am Smart richtig zumachen...«.

Die deutsche Hitze machte uns allerdings tatsächlich etwas zu schaffen, solche Temperaturen waren wir absolut nicht gewohnt, sprich wir transpirierten was das Zeug hielt und hielten irgendwie nach Regenwolken oder zumindest Wolken im Allgemeinen Ausschau – vergeblich...

So weit unser Urlaub auf Kreta. Abschließend kann man sagen, dass es trotz Ermangelung junger Leute und bescheidenem Wetter, ein wirklich schöner Urlaub war, in dem wir nette Leute kennengelernt haben und eine wunderschöne Insel mit netten Einwohnern sehen konnten – sofern eine gewisse Person es beim Autofahren nicht vorgezogen hatte, die Augen fest zu verschließen...

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