20.
Dezember
2012
»Sag mal, wie löscht du eigentlich deine Festplatten bevor du sie online weiterverkaufst? Hast du keine Angst das jemand deine Daten wiederherstellen kann?«
Ich überschreibe die komplette Festplatte mit Nullen. Unter Linux. Ist aber auch für den Windows-Anwender eigentlich kein Problem. Denn der kann sich entweder eine Software für Windows herunterladen, welche den gleichen Job erledigt, oder sich mit einer Live-CD beziehungsweise Live-DVD einer Linux Distribution bedienen.
»Und wie schwer ist das dann? Ich kenne mich mit Linux gar nicht aus. Wie heißt denn das Programm welches ich da ausführen muss?«
Wer eine grafische Oberfläche erwartet, der wird enttäuscht. Es ist einfach ein kurzer Befehl, welcher an der Kommandozeile eingegeben wird:
sudo dd if=/dev/zero of=/dev/sdb bs=65535
Wobei das /dev/sdb
die Festplatte ist, welche gelöscht beziehungsweise mit Nullen überschrieben werden soll.
Unter Linux werden Festplatten als Devices, also Geräte bezeichnet und können so auch angesprochen werden. Die Bezeichnungen der Festplatten sind – im Gegensatz zu Windows – somit immer eindeutig:
/dev/hda
ist die Master-Festplatte am ersten IDE Controller
/dev/hdb
ist die Slave-Festplatte am ersten IDE Controller
/dev/hdc
ist die Master-Festplatte am zweiten IDE Controller
/dev/hdd
ist die Slave-Festplatte am zweiten IDE Controller
/dev/sda
ist die SCSI Festplatte
/dev/sdb
ist die SCSI Festplatte
»Aber ich habe eine Festplatte mit SATA-Anschluss. Wo finde ich die dann?«
Bei SATA hängt es von der Distribution an als welches Device sie angesprochen werden können. Unter meinem Linux Mint[1] (kann übrigens auch als Live-CD genutzt werden) werden SATA-Festplatten als /dev/sdx
eingebunden.
Wer sich nicht sicher ist kann auch alle Festplatten ausstecken welche nicht gelöscht werden sollen. Dann kann zumindest nichts versehentlich gelöscht werden.
Alterantiv können an der Konsole mit fdisk
die Informationen der Festplatte abgerufen werden. Ist unter dem Namen des Device keine Festplatte vorhanden, gibt fdisk
nichts zurück.
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Abfrage:
amy@turanga ~ $ sudo fdisk -l /dev/sda
Disk /dev/sda: 1000.2 GB, 1000204886016 bytes
255 Köpfe, 63 Sektoren/Spur, 121601 Zylinder, zusammen 1953525168 Sektoren
Einheiten = Sektoren von 1 × 512 = 512 Bytes
Sector size (logical/physical): 512 bytes / 512 bytes
I/O size (minimum/optimal): 512 bytes / 512 bytes
Festplattenidentifikation: 0x0004fc66
Gerät boot. Anfang Ende Blöcke Id System
/dev/sda1 * 63 122881184 61440561 7 HPFS/NTFS/exFAT
/dev/sda3 122881185 163846934 20482875 83 Linux
/dev/sda4 163846996 1953520064 894836534+ 5 Erweiterte
/dev/sda5 163846998 164891159 522081 82 Linux Swap / Solaris
/dev/sda6 164891223 246806594 40957686 83 Linux
/dev/sda7 246806658 1953520064 853356703+ 83 Linux
Ein Beispiel für eine erfolglose Abfrage:
amy@turanga ~ $ sudo fdisk -l /dev/hda
amy@turanga ~ $
Es blinkt einfach der Cursor und das war es auch schon...
Als zu löschendes beziehungsweise zu überschreibendes Gerät habe ich eine Festplatte mit 750 GB Größe an den zweiten SATA-Controller von meinem Motherboard gehängt. Die Festplatte ist somit als /dev/sdb
eingebunden.
Der Grund für das Löschen der Daten: Ich verkaufe die Platte in einem bekannten Online-Auktionshaus. Zwar befanden sich zuvor nur mit Truecrypt verschlüsselte Partitionen auf der Platte, aber selbst die wollte ich überschrieben haben.
Den festen Einbau der Platte habe ich mir gespart. Daher steht sie provisorisch einfach nur neben dem Gehäuse und ist bereits per Strom- und SATA-Kabel mit dem Rechner verbunden.
Der oben bereits genannte Befehl liefert während des Schreibvorgangs leider keine Rückmeldung. Daher kann man nur auf die LED achten, welche die Schreibzugriffe optisch signalisiert.
Nach dem Ende fasst dd
die Informationen auf wenigen Zeilen zusammen::
amy@turanga ~ $ sudo dd if=/dev/zero of=/dev/sdb bs=65535
dd: Schreiben von »/dev/sdb“: Auf dem Gerät ist kein Speicherplatz mehr verfügbar
11446653+0 Datensätze ein
11446652+0 Datensätze aus
750156374016 Bytes (750 GB) kopiert, 28405 s, 26,4 MB/s
Wie lange der Schreibvorgang gedauert hat kann einfach ausgerechnet werden. Bei durchschnittlich 26,4 MB pro Sekunde war die Platte nach etwa 8 Stunden vollständig mit Nullen überschrieben.
Wer ein klein wenig paranoid ist kann den Schreibvorgang natürlich auch mehrfach wiederholen. Oder anstatt Nullen auch Zufallszahlen verwenden. Dann würde der Aufruf folgendermaßen lauten:
sudo dd if=/dev/urandom of=/dev/sdb bs=65535
Statt /dev/zero
wird /dev/urandom
als Quelle verwendet. Somit wird nicht mit Nullen sondern mit Zufallswerten überschrieben. Allerdings dauert das Überschreiben dann auch noch ein wenig Länger.
»Ich habe aber gelesen das einmal Überschreiben nicht reicht. Also bringt das doch nicht wirklich etwas?«
Hersteller von »Sicherheitssoftware« werben damit, dass man beliebig oft die Daten überschreiben lassen kann. Und nur wenn man sie mehrfach überschrieben hat, sei es auch wirklich sicher. Mir sind entsprechende Produktbeschreibungen und Werbeversprechen bekannt. Aber: Einmal überschreiben genügt für den Hausgebrauch völlig.
Das sieht auch die Fachpresse so. Das Ergebnis einer Untersuchung durch einen Forensikexperte ergabe, dass nach einem einmaligem Überschreiben die Wahrscheinlichkeit noch etwas rekonstruieren zu können praktisch null ist.[2]
X_FISH